SEG soll gleich mehrere Flächen vermarkten
Die Stadtentwicklungsgesellschaft steigt ins Grevenbroicher Baulandmanagement ein.
Grevenbroich. Seit Jahren bemüht sich die Stadt, das Bahnhofsviertel aufzuwerten — unter anderem mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Nun wird im Quartier ein weiterer Akteur aktiv: Hinter verschlossenen Türen beschloss der Stadtrat als Gesellschafterversammlung der Stadtentwicklungsgesellschaft Grevenbroich (SEG), dass die SEG ein zum Verkauf stehendes Grundstück an der Dechant-Schütz-Straße erwerben soll. Bürgermeister Klaus Krützen bestätigte den Beschluss. „Das Areal ist für den Wohnungsbau bestimmt.“
Details zum geplanten Kauf waren im Rathaus nicht zu erfahren, doch offensichtlich will die Stadt über ihre hundertprozentige Tochter einen Fuß in der Tür haben, um die Attraktivität des Quartiers zu steigern. Es soll sich um das gleiche Areal handeln, für das im Herbst die Grevenbroicher Firma Peker GmbH Interesse angemeldet hatte. Sie plante an der Dechant-Schütz-Straße „Mikro-Appartments“ etwa für Studenten und drei Einfamilienhäuser.
Mit der SEG meldet sich eine Gesellschaft auf dem Immobilienmarkt, die lange Zeit höchstens eine Außenseiter-Rolle spielte. Der Stadtentwicklungsgesellschaft gehörte neben dem Parkplatz mit Tiefgarage am Ostwall zunächst ein Teil des Neuen Rathauses, sie übernahm dann auch die andere Hälfte. Zudem hält sie für die Stadt Anteile an anderen Gesellschaften, etwa 40 Prozent am Versorger GWG. Vor einigen Jahren übernahm die SEG den Bau des Betriebshofs der heutigen Stadtbetriebe. Zudem soll sie für die Stadt die Feuerwache an der Wevelinghovener Straße errichten und das große Neubaugebiet An Mevissen mit mehreren hundert Wohneinheiten in Wevelinghoven erschließen und vermarkten. Nun folgt das Engagement im Bahnhofsviertel. „Die SEG soll sich anders ausrichten. Das ist ja eine politische Absicht und auch mein Bestreben. Wir wollen bewusst im Bahnhofsviertel beginnen, um die Entwicklung dort entsprechend steuern zu können“, sagt Krützen.
Bei CDU und SPD stößt die Ausweitung des Engagements auf Zustimmung: „Wir haben schon 2014 erklärt, dass die SEG gestärkt werden muss und genau das tun soll, was in ihrem Namen steht — nämlich Stadtentwicklung“, betont CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser. Bei Bürgermeister Klaus Krützen habe er dafür „ein offenes Ohr gefunden“.
Mit dem Kauf von Grundstücken könne etwa gesteuert werden, wie eine interessante Fläche genutzt werden soll. Im Rahmen von Baulandmanagement könne die GmbH Möglichkeiten ausschöpfen, die die Stadt nicht habe. So könne die SEG Gewinne erzielen, die sie wiederum in die Stadtentwicklung einbringt. „Das kann die Stadt Grevenbroich als Nothaushaltskommune so nicht, sie müsste mit Verkaufserlösen den Haushalt konsolidieren.“ Kaiser betont, dass das Baubetriebshof-Projekt in Noithauen ein Erfolg sei, „daran hat es keine Kritik gegeben.“ Er kann sich auch gut vorstellen, „dass die SEG die Finanzierung der noch ausstehenden Sanierung auf dem Lange-Walker-Gelände in Wevelinghoven übernimmt, um neue Flächen für Gewerbe zu schaffen.
Auch SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand befürwortet, „dass die SEG ihren Namen mehr mit Leben füllt. Dafür braucht sie Flächen, die sie aufkaufen und vermarkten kann.“ Letztlich sei die SEG „auch Stadt im Gewand einer GmbH“, die aber bei bestimmten Prozessen beweglicher ist, „wie ein Privatmann agieren kann“. Bei Auftragsvergaben sei sie flexibler als eine Kommune. Gerbrand betont aber, dass die SEG nicht eine Vielzahl neuer Projekte zugleich anpacken solle, sondern „sie soll sich in der Rolle finden, langsam wachsen“.