Kaarsts Goldene Bücher sind Zeugen zahlreicher prominenter Besucher

Sportler, Politiker und Geistliche haben sich auf Hunderten Seiten verewigt.

Kaarst. Für Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus ist es, als tauche sie in die Geschichte ihrer Stadt ein, wenn sie in den Goldenen Büchern blättert. Der jüngste Band wird bei ihr im Büro aufbewahrt. Er ist in blauem Stoff eingebunden, die Seiten haben einen eleganten Goldschnitt. Groß und schwer ist das Buch, die Seiten sind aus festem Papier. Der allererste Eintrag stammt von Ani Choying Drolma, die sich beim Empfang am 30. Mai 2008 anlässlich eines Benefizkonzertes verewigt hat. „In unseren Goldenen Büchern finden wir zahlreiche interessante Persönlichkeiten“, sagt Nienhaus.

Eine Doppelseite hat jeder zur Verfügung, viele versehen die linke Hälfte mit einem Spruch, einem Zitat oder einem persönlichen Gruß. Rechts finden sich meist Foto und Unterschrift des prominenten Gastes.

Sportler wie die Deutsche Meisterin der Springreiterinnen 2009, Rebecca Golasch, die der Stadt Kaarst, ihren Pferden und sich weitere internationale Erfolge wünschte, stehen zwischen politischen Persönlichkeiten wie Armin Laschet, der 2010 seine Grüße hinterließ. Ein weiterer prominenter Politiker, den man findet, ist Norbert Blüm. 2011 hielt er einen Vortrag in der Stadt. „Er hat sich bei uns künstlerisch entfaltet“, sagt Nienhaus und weist auf einen skizzierten Berg mit einem Baum am Fuß sowie einem Flugzeug am Himmel, den gerade zwei Strichmännchen erklimmen. In das „B“ seines Nachnamens hat er ein freundliches, bebrilltes Gesicht gezeichnet, das auf den ersten Blick an ihn selbst erinnert. „Es ist schön, dass wir die Goldenen Bücher haben und den Besuchern den Raum geben können, sich zu verewigen“, sagt Nienhaus.

Für die Vereine der Stadt gibt es ein eigenes Buch, das zu Heimat- und Schützenfesten ausgelegt wird. „Meist handelt es sich darin um persönliche Widmungen, nicht um bloße Unterschriften, wie das früher häufig der Fall war“, erklärt Nienhaus.

Tatsächlich unterscheiden sich die aktuellen Goldenen Bücher sehr von denen aus den 60er- und 70er-Jahren: Braun gebunden sind die dicken Seiten, die zunächst eine Art Chronik der Stadt und der Industrie beinhalten. Danach folgen Unterschriftensammlungen zu Anlässen wie dem Besuch des Erzbischofs von Köln, Joseph Card. Höffner, der gleich drei Mal verewigt ist: in Büttgen am 17. Juni 1970, zur Grundsteinlegung des Rathausbaus am 23. Januar 1968 und zur Einweihung des Rathauses am 25. Oktober 1969.

„Da können wir kaum nachvollziehen, wer unterschrieben hat — es sei denn, die Signatur ist sehr leserlich“, sagt Nienhaus. „Deswegen bevorzugen wir inzwischen seit vielen Jahren die aktuelle, viel persönlichere Form des Goldenen Buches.“