Lintorf: Das Schwabing Ratingens

Das „Dorf“ ist durch viele Neubaugebiete groß geworden. Trotzdem kennt man sich.

Lintorf. "Lintorf hat, was viele auswärts suchen." Dieser Slogan der ortsansässigen Werbegemeinschaft spiegelt schon viel der Charakteristika wider, die den mit 16,85 Quadratkilometer flächenmäßig größten Stadtteil ausmachen. Im Herzen des "Dorfes" die Speestraße, Lintorfs Einkaufsmeile mit vielen Boutiquen und verschiedensten Einzelhandelsgeschäften.

Am Ortseingang grüßt die alte St. Anna-Kirche mit dem Marktplatz. Neben alten Fachwerkhäusern und Kothen sieht man im Ortsbild auch "Bausünden" aus den 70ern, mit den Einfamilienhäusern und ihren großen Gärten kontrastieren die Hochhäuser am Konrad-Adenauer-Platz.

Vielen alteingesessenen Lintorfern sind oder waren sie ein Dorn im Auge - weil sie den Dorfcharakter verschandeln würden.

Überhaupt sind die Lintorfer sehr traditionsbewusst. Mancher "Ureinwohner" hat die kommunale Neugliederung von 1975 noch nicht verwunden, als das selbstständige Lintorf zu einem Teil des großen Ratingens wurde.

"Einige trauern den Zeiten der Selbstständigkeit noch hinterher, aber das ist wirklich eine Minderheit", weiß Manfred Buer, Vorsitzender des Vereins Lintorfer Heimatfreunde. Und mittlerweile wird auch nur noch scherzhaft zwischen den "Dörpern", also den alteingesessenen Ur-Lintorfern, und den "Büschern", den Zugezogenen (die im Busch leben) unterschieden.

Was aber nach wie vor spürbar ist: Man kennt sich im Dorf. In den Geschäften ist die persönliche Ansprache keine Ausnahme. Und fast jede Lintorfer Familie ist in einem der Sportvereine oder bei der Feuerwehr aktiv. Alt-Bürgermeister Wolfgang Diedrich sprach oft vom "Schwabing Ratingens" - will heißen: Hier ist es gemütlich, hier trifft man sich und feiert gerne.

Aus dem Dorf ist im Laufe der Jahre der drittgrößte Ortsteil geworden. Weit über 15.000 Einwohner sind hier gemeldet. 904 Einwohner leben auf einem Quadratkilometer - in Ratingen Mitte sind es fast vier Mal so viele. Während andere Stadtteile stagnierten, hat Lintorf in der jüngsten Vergangenheit kräftig zugelegt. Vor allem die Neubausiedlungen an der Krummenweger Straße oder im Norden der Tiefenbroicher Siedlung haben vor allem junge Familien angelockt.

Das hat den Altersdurchschnitt deutlich gesenkt. Attraktiv ist Lintorf vor allem durch seine hervorragende Infrastruktur: Sechs Kindergärten mit insgesamt 540 Plätzen, drei Grundschulen, eine Haupt- und eine Realschule sowie ein Gymnasium lassen alle Bildungswege zu.

Vier Apotheken, 18 Allgemein- und Fachärzte sowie sieben Zahnärzte haben sich in Lintorf niedergelassen. Auch sportlich hat der Ort viel zu bieten: Kunstrasen- und Hartplätze, fünf Turn- und eine Sporthalle, Tennisplätze, mit dem TuS 08 den zweitgrößten Sportverein mit über 3000 Mitgliedern und nicht zuletzt das Allwetterbad, das auch viele auswärtige Besucher anzieht.

So viel Attraktivität hat natürlich ihren Preis: Die Bodenpreise reichen bis zu 380 Euro pro Quadratmeter - was sich auch in den Mieten niederschlägt. Verkehrstechnisch ist Lintorf hervorragend angebunden: Drei Autobahnen umgeben den Ortsteil, der Flughafen ist in zehn Minuten erreichbar. Dieser Komfort ist allerdings mit einer nicht unerheblichen Lärmbelästigung erkauft, zu der auch eine der meist befahrenen Güterzugstrecken beiträgt.