Lintorf: Interview mit Pfarrer Diezun zur aktuellen Finanzlage der Gemeinde
Im Gespräch mit der WZ erzählt Pfarrer Michael Diezun über die aktuelle Finanzlage, die Einnahmen aus der Kirchensteuer und den künftigen Kurs der Gemeinde.
Lintorf. Die katholische Kirche hat mit dem Sparprogramm "Zukunft heute" recht erfolgreich versucht, angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen auch künftig handlungsfähig zu bleiben.
Dafür trennte man sich von Immobilien und einem Kindergarten. Die evangelische Kirchengemeinde Ratingen zog ebenfalls die Notbremse und gibt zwei Kindergärten an die Stadt ab (wir berichteten). Über die Situation der Kirchengemeinde Lintorf-Angermund sprachen wir mit Pfarrer Michael Diezun.
Diezun: Erstaunlich gut. Wir haben gerade den Jahresabschluss fertig und ein Plus von 38 000 Euro. Das ist bei einem Etat von 2,5 Millionen Euro nicht überbordend, aber eine gute schwarze Null.
Diezun: Es hätte auch anders kommen können - da ist immer auch ein bisschen Glück dabei. Aber im Ernst: Wir haben früh angefangen zu sparen.
Diezun: Wir haben schon vor Jahren erkannt, dass fast bei jeder Besetzung Einsparungen möglich sind. Wir haben die Pfarrstellen von drei auf zweieinhalb reduziert. Das sind Kosten, die extrem lange laufen - bis zur Pensionierung.
Bei der Kirchenmusik haben wir von 40 auf 30 Stunden reduziert, beim Seniorentreff - weil der durch den Kreis Mettmann refinanziert wird - sind wir bis zur Mindestöffnungszeit zurück gegangen, außerdem wurde eine Küsterstelle eingespart. Und in der Jugendarbeit wurde die ganze Stelle halbiert.
Diezun: Nein, wir haben das gut aufgefangen. So gibt es etwa bei der Vorbereitung auf die Konfirmation eine enge Verknüpfung mit ehemaligen Konfirmanden.
Diezun: Unsere Gemeinde ist ein Unternehmen mit 36 Angestellten. Da muss man mittelfristig immer überlegen, wo man sparen kann.
Diezun: Weniger durch Arbeitslosigkeit als aus einem anderen Grund: Wir haben hier sehr viele Einkommenssteuerzahler, die viel absetzen können. Am Ende zahlen die - überspitzt gesagt - gar nichts oder bekommen sogar zuviel Gezahltes zurück.
Das birgt für uns als Gemeinde natürlich ein hohes Risiko. Wir können in den ersten sechs Monaten des Jahres nicht absehen, wie die restliche Entwicklung wird.
Diezun: Etwa 1,5 Millionen Euro. Und dieses Aufkommen ist in den vergangenen Jahren trotz des allgemeinen Wirtschaftsbooms nicht etwa gestiegen, sondern gleich geblieben.
Diezun: Nein. Ich muss sagen, wir haben hier auch ganz viel Glück: Wir leben in einem Zuzugsgebiet, haben viele junge Familien - das haben wir nicht durch unsere eigene Leistung, das ist uns sozusagen geschenkt. Die vor uns stehenden Aufgaben sind nicht einfach, aber überschaubar.
Diezun: Unser Gemeindezentrum wurde in den 70er-Jahren gebaut. Da stehen bald einige Sanierungen an - Fenster, Flachdach. Außerdem wollen wir alle drei Kindergärten für die Unter-3-Betreuung ausbauen. Dafür müssen wird 800 000 bis 900 000 Euro investieren. Das sind dann aber auch Investitionen in die Zukunft.