Maler entdeckt sein Herz für Buchstaben
Bisher malte Klaus Stecher. Inspiriert von Höhlenmalerei schreibt er Kurzgeschichten.
Wülfrath. Klaus Stecher lebt in seinem eigenen kleinen Museum. Umgeben von Angerbach und Altstadtring hat er sich hier den Mittelpunkt seines Universums gesetzt. Die beiden ehemaligen Kinderzimmer im Haus wurden im Laufe der Zeit zu Archiven umfunktioniert, die mit eigenen Kunstwerken gefüllt sind: „Auch aus Platzgründen fange ich nun an, anstatt von Leinwänden Bücher zu machen, damit ich mit allem im Pilotenkoffer durch die Gegend gehen kann.“
Das grüne Umfeld der Stadt und Wahlheimat ist für den Künstler, den meisten als Klasté bekannt, zur zentralen Kreativkategorie gereift: „Ich bin trotz aller Herumreiserei in der Welt auch ein Mensch, der heimatverbunden ist.“ Geboren als Ältestes von sechs Geschwistern wurde er in Wuppertal. Luftangriffe, Ausbombardierung, die Evakuierung nach Thüringen und Rückflucht nach Kriegsende haben deutliche Spuren hinterlassen. „Ich habe angefangen, Geschichten zu lesen, die lange her sind“, erinnert er sich an Phasen als junger Mann, in denen er versuchte, in der Literatur Zuflucht zu anderen Orten und Zeiten zu finden.
Kurz nach der Hochzeit 1969 kaufte er eine Hochhauswohnung in der Ellenbeek. Weil seine Frau ihn bat, etwas aus den kahlen Wänden zu machen, wurde er Maler. Sechs Jahre später nahm er an einem Wettbewerb zum Jahr des Denkmalschutzes teil — und gewann prompt. Der Hauptgewinn war ein Flug nach Rom und damit genau das Richtige für den reisefreudigen Mann.
Auch beruflich ist Stecher mehr als 36 Jahre als Handelsreisender in Osaka, Tokio und Hongkong viel unterwegs gewesen. Beflügelt vom Wettbewerbserfolg und inspiriert von den Asienaufenthalten verlegte er sich in den 1980er Jahren auf stilllebendige Portraits von Kieselsteinen in Trockenpastellfarben. In Deutschland wie in Fernost kam die meditative Kulturkreuzung bestens an. Diese Stein-Phase ist seine kommerziell erfolgreichste Schaffensperiode.
Klaus Stecher, Autor
In den neunziger Jahren begann dann eine neue Art Steinzeit. Auf der Suche nach Unverfälschtem, Ursprünglichem beschäftigte er sich mit den künstlerischen Darstellungen aus Ur- und Frühzeit der Menschheit. In den Piktogrammen der Höhlenmalerei fand er jene weise Naivität, die heute seinen Stil prägt. Jetzt steht Klaus Stecher wieder mitten im Umbruch — er versucht sich als Autor. Warum er Superkurzgeschichten schreibt? „Ich sehe es als Erweiterung des Bildnerischen.“ „Der Neanderthaler kam nur bis ins Neanderthal“ oder „Schneewittchen in der Regio-Bahn“ sind die Werke betitelt.
Vielem davon liegt selbst Erlebtes zugrunde: „Was ich jetzt mache ist sehr persönlich und ich gebe eigentlich viel preis.“ Stecher fungiert dabei als Erzähler, Illustrator und Verleger in einer Person. „Wenn man mich fragt: ,Ist das Bild oder der Text wichtiger für Dich?‘, dann weiß ich nicht so recht eine Antwort darauf.“
Nochmals in praktische Lehre ist er gegangen und hat gelernt, wie man mit Ahle, Nadel und Faden Bücher bindet. An der Kunstakademie Reichenhall lernte er bei der Buchbinderin Uta Schneider und bedient inzwischen flugs eine eigene Schneidemaschine, um seine Bucherzeugnisse in alle denkbaren Formate zu bringen.