Mein Ratingen: Marion Höltermann sieht die Stadt mit ihrem ganzen Herzen

Menschen: Die Vorsitzende des Vereins für Blinde und Sehbehinderte liebt die Auermühle und die Natur drumherum.

Ratingen. Die Blätter rauschen, das Wasser der Anger plätschert, eine Amsel singt - die Auermühle im idyllischen Angerland hat es Marion Höltermann besonders angetan. "Das ist doch wunderschön hier. Ich liebe die Natur mit ihrem satten Grün", sagt sie.

Dabei sieht Marion Höltermann die Bäume, die Farben der Blätter und die Tiere in der Waldlandschaft nicht mit ihren Augen. Aber sie hat Bilder von der Auermühle im Kopf. "Denn als Kind und Jugendliche war ich sehr oft hier und da habe ich noch sehen können", erzählt sie und lächelt.

Es ist ein Lächeln, was Menschen haben, wenn in ihnen das Glück entfacht wird, weil schöne Erinnerungen wach werden. "Wir waren so oft rodeln hier im Winter und haben nach Wanderungen Rast gemacht", berichtet Marion Höltermann. Gewohnt habe sie ganz in der Nähe der Auermühle. "Da gehörte das für mich zum Pflichtprogramm fast täglich hierhin zu kommen."

Mein Ratingen

Heute lebt die 55-Jährige nicht mehr nahe der Mühle, sondern in Lintorf. Auch diesen Stadtteil schätzt sie, aber zur Auermühle zieht es sie auch heute immer wieder. "Hier riecht es eben so würzig und ursprünglich. Das mag ich als naturverbundener Mensch."

Und sie ist ein aktiver Mensch. Seit fünf Jahren ist sie die Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins. Und als solche ruft sie immer wieder neue Projekte ins Leben, organisiert Ausflüge für Menschen, die ihr Augenlicht verloren haben oder arbeitet an Hörbüchern. Und das alles mit dem Ziel "die Umwelt für Blinde und Sehbehinderte begreifbar zu machen".

Dabei spielt Ratingen für Höltermann auch eine wichtige Rolle. "Ich mag diesen Ort, seine Menschen und die Geschichte der Stadt." Es sind für sie die Menschlichkeit und Überschaubarkeit, die Ratingen auszeichnen. "Wenn ich zum Beispiel in ein Geschäft gehe, dann werde ich immer besonders nett behandelt, und die Händler haben Zeit für mich. Das erlebe ich in einem großen Kaufhaus, wie es sie in Düsseldorf gibt, doch gar nicht." Das einzige, was sie stört, sind die Werbereiter, die die Fußgängerwege blockieren. "Als Mensch, der schlecht sehen kann, ist das nervig, diesen Dingern immer wieder auszuweichen oder dagegen zustoßen."

Bis jetzt haben die Werbeschilder sie aber noch nicht davon abgehalten, in die Stadt zu gehen. Denn eines mag sie besonders gerne: "Das Schwätzchen mit den Leuten auf der Straße", sagt sie. Es gebe ihr ein gutes Gefühl, dass sie an einem Ort lebt, in dem die Menschen nicht anonym nebeneinander wohnen.