Musiker spielen in klassischen Kostümen
Für ihre Matinee im Niederbergischen Museum kostümierten sich die Wülfrather Musikfreunde. Angeführt wurden sie von Dirigent Stephan Lux. Das Publikum war entzückt.
Wülfrath. Das kleine Schwarze gehört für Musikerinnen ebenso wie der gute Anzug bei den männlichen Kollegen dazu, wenn ein Auftritt ansteht. Diese Kleiderordnung gilt selbstverständlich gerne auch bei den Musikfreunden Wülfrath. Für ihr Konzert gestern Morgen im Niederbergischen Museum hat sich das Ensemble etwas Besonderes einfallen lassen: Passend zum klassisch ausgerichteten Programm musizierten sie in Kostümen.
„Seid gegrüßt zu diesem Feste! / Die Leitung hat jetzt flugs / Maestro Stephan Lux“, begrüßte Ingo Wünsch mit einleitenden Reimen die Gäste im Herminghaus-Raum. Und besagter Dirigent kam gemessenen Schrittes in einem Traum aus Himmelblau mit vielen Rüschen und Volants sowie einer schneeweißen Pudelperücke auf die Bühne. Selbstverständlich standen die Damen in Sachen Ausstaffierung mit bauschigen Reifröcken, kecken Hüten mit über die Augen reichender Spitze sowie knallrot geschminkten Wangen den Männern in nichts nach. „Man fühlt sich ja gleich einen Meter größer, wenn man so eine alte Jacke trägt“, witzelte Ingo Wünsch. Die Garderobe übrigens war eine Leihgabe der befreundeten Schauspieltruppe „Minestrone“. Im Alltag liegen die Proberäume beider Formationen quasi Tür an Tür. Und was nicht aus dem Minestrone-Fundus entliehen werden konnte, wurde in Eigenregie ergänzt. Der Spitzenbesatz auf den Schuhen beispielsweise war kurzerhand mit Gummibändern befestigt.
Doch nicht nur optisch war das Frühkonzert ein Genuss. „Wir haben immer klassische Stücke im Repertoire“, und unter der Leitung Stephan Lux’ „erhaltens sie eine besondere Dynamik“. Manches, wie Georg Friedrich Händels Opus Nr. 5 hatte der Pianist eigens umgeschrieben. Angelehnt an die Uhrzeit begann das Konzert mit Edward Griegs „Morgenstimmung“, gefolgt von Luigi Boccherinis „Berühmten Menuett“ und zwei Stücken aus der Feder Johann Sebastian Bachs. Vor allem der Luftikus-Zirkulationsgruß namens „Air“ wusste das Publikum — der Herminghaus-Raum war komplett besetzt — besonders zu begeistern. „Zeitlos schöne Musik. Normalerweise kennt man das ja imposant an der Orgel. Aber das ist auch wunderbar“, begeisterte sich Besucherin Hermine Bauer über das Spiel in kleiner Besetzung mit Instrumenten wie Akkordeon, Mandoline, Zither und Gitarre sowie Tasteninstrumenten.
Für ihr eigens der Überschrift „Klassische Musik in historischen Kostümen“ entsprechend komponierten Programm hatten die Musikfreunde sich nicht allein auf das eigene Können verlassen. Damit es ein „schönes, buntes Programm wird“, wie der 1. Vorsitzende Wünsch umschrieb, waren zwei Sängerinnen und zwei Sänger aus dem Chor der Young Voices eingeladen. Das Quartett trat selbstverständlich ebenfalls in historischen Outfits auf. Unter dem Dirigat von Stephan Lux, wie gewohnt einfühlsam, aber dynamisch, gaben sie a-capella-Versionen von Marc-Antoine Charpentiers „Te deum“, den meisten als Eurovisionshymne im Ohr.
Im Anschluss an das kurzweilige Musikprogramm löffelten die Musikfreunde und ihre Gäste gemeinsam ein Barocksüppchen und fachsimpelten übers Klangerlebnis.