Musiker und Chöre sind frustriert
Bei ihrer Suche nach Alternativen zur Stadthalle sehen sich die Kulturschaffenden vor erhebliche Probleme gestellt.
Wülfrath. „Frustriert.“ „Sprachlos.“ „Enttäuscht.“ Drei Worte, die die Stimmung auf der Jahreshauptversammlung des Stadtkulturbundes (SKB) ausdrückten. Die Unzufriedenheit über die Schließung der Stadthalle ist längst nicht überwunden. Die Vereine versuchen nun auf eigene Faust Veranstaltungsorte zu finden — oft zu Lasten der Auftritte in der eigenen Stadt.
So werden der MGV Sängerkreis, die Kalkstädter und Kantor Thomas Gerhold mit „Carmina Burana“ ihre nächsten Konzerte in Velbert, Mettmann oder Heiligenhaus abhalten. „Das Publikum entscheidet, ob das funktioniert“, sagte Wolfgang Köster, Vorsitzender des SKB und der Kalkstädter. Vorher hatte er klare Worte gefunden: „2010 war ein schwarzes Jahr. Wir konnten die Entscheider nicht überzeugen, unseren Kulturtempel zu behalten.“ Die zwölf Vereine im SKB fühlen sich ratlos zurückgelassen — Alternativen sind rar gesät.
Das Paul-Ludowigs-Haus bietet laut Köster weder die Bühne noch die Akustik für große Auftritte. Laut Hans-Werner van Hueth, der das Kulturamt beim SKB vertrat, lasse die Stadt demnächst ein Gutachten durchführen. „Eventuell können wir den Klang durch Veränderungen verbessern“, sagte van Hueth. Problem bleibe laut Melanie Brans von den Young Voices die Finanzierung: „1000 Euro Miete sind für kleine Vereine zu hoch.“ Van Hueth versprach, bei Besitzer Rheinkalk zwecks eines Rabattes für die Kulturschaffenden vorzusprechen.
Dass man auch in anderen Hallen Großes schaffen kann, hat laut van Hueth das Musical der Hauptschule in der Sporthalle Goethestraße gezeigt. Und auch gegen die „Flucht“ in die Nachbarstädte wehre man sich nicht. Im Rahmen des interkommunalen Arbeitskreises Kultur (Mettmann, Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath) würden Möglichkeiten gesucht. Auch eine städtische Förderung für Wülfrather Vereine, die „auswärts“ auftreten, sei denkbar. Die wünscht sich Köster vermehrt — schließlich spare Wülfrath mehr als 200.000 Euro pro Jahr durch die Stadthallenschließung.