Narren stoßen auf wenig Gegenwehr
Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter hatten sich als Schornsteinfeger verkleidet.
Velbert. „Ich bin ne kölsche Jung“, grölten gestern Nachmittag zahlreiche Kehlen im Foyer des Velberter Rathauses. So ganz kann das nicht zutreffen, denn im Kölner Rathaus hätte spätestens um 11 Uhr jeder Beamte den Computer runtergefahren. In Velbert tickt die Uhr des rheinischen Frohsinns deutlich langsamer, da wurde am Vormittag noch brav gearbeitet, bevor immer mehr Kostümierte im Treppenhaus zusammenkamen. Passend zu der Großbaustelle in der Innenstadt sah man zahlreiche Bauarbeiter.
Platz gemacht wurde für die wichtigsten Personen des Tages: Christian II und Natalie I zogen mit Gefolge ein. Sie kamen, um mindestens bis Aschermittwoch die Macht an sich zu reißen. Doch der Bürgermeister ließ sich zunächst nicht blicken, und als er kam, wurde er von vielen Rathausbesuchern erst gar nicht erkannt. Dirk Lukrafka hatte seine pflegeleichte Kurzhaarfrisur unter einem schwarzen Bowler versteckt, auch ansonsten war er ganz in Schwarz gekleidet. „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann, der so herrlich fegen kann“, fragte ein Lied aus dem Lautsprecher. Ein Klatschmarsch begleitete den bestens gelaunten Ober-Schornsteinfeger und seine Entourage auf die improvisierte Bühne. Dort verkündete er: „In Velbert weiß wohl jedes Kind, dass wir dem Karneval wohl gesonnen sind.“ Deshalb kam er gestern als Glücksbringer und präsentierte das neue Velberter Stadtwappen mit einem lustigen Kaminkehrer.
„Den Schlüssel bekommt ihr erst, wenn ihr die kleinen Glücksbringer findet, die wir hier versteckt haben“, wandte er sich an die Tollitäten, die sich mit einem Körbchen durch die heitere Narrenschar drängte, um kleine Glücksschweinchen einzusammeln. Anschließend rückte der Bürgermeister ohne große Gegenwehr den begehrten Stadtschlüssel raus, den die Prinzessin unter lauten Jubel ihren närrischen Untertanen präsentierte.
Denn gestern an Weiberfastnacht hatte auch bei Prinzens die Frau die Hosen an. Ihren Prinzgemahl hatte sie vorsorglich an die Leine gelegt: „Damit er mir nicht wegläuft.“ Selbstverständlich wurden Orden verteilt, so an Jeanette Elsner und Andrea Schmutzer, die den Karnevalszauber im Rathaus mit organisiert hatten. Natalie gab sich großzügig: „Küssen darf der Prinz“.
Während drinnen zu Karnevalsmusik geschunkelt wurde, kam ein Flüchtling, der einen Behördengang im Rathaus machte, aus dem Staunen nicht raus. Mit großen Augen schaute er auf ein schrill-buntes Blumenmädchen. „Kommen Sie morgen wieder, hier wird heute nicht gearbeitet.“