Das Schützenzelt ist Geschichte
Axel Paul vom Festkomitee muss aus finanziellen Gründen die Reißleine ziehen. Über Zukunft von Kirmes und Umzug sollen die Mitglieder noch entscheiden.
Wülfrath. Das Schützenfest 2016 mit den Wülfrather Rockern von In Vain war eine besonders denkwürdige Party vor dem Rathaus. Es könnte die letzte Feier im Schützenzelt gewesen sein. Axel Paul, der sich nach zehn Jahren als Vorsitzer des Schützenvereins nicht zur Wiederwahl gestellt hat, macht jetzt als Organisator beim Festkomitee deutlich, dass sich etwas ändern muss. „Die Kosten laufen uns davon. Wenn wir noch drei Jahre so weitermachen, sind wir pleite“, sagt Paul im WZ-Gespräch. In den jüngsten zwei bis drei Jahren habe man Geld aus der Vereinskasse herausgenommen, um Schützenzelt, Umzug und Kirmes zu stemmen.
Seit der Verein 2012 Zelt und Kirmes im Doppelpack vor dem Rathaus organisiert, habe die Kirmes immer grob den Erlös gebracht, den das Zelt benötigt hat, so Paul. Die Rechnung gehe nicht mehr auf. „Das liegt nicht an den Besucherzahlen“, sagt der ehemalige Vorsitzende. „Das Zelt war auch im vergangenen Jahr wieder rappelvoll.“ Viel mehr seien alle Kosten stetig gestiegen. „Bevor wir in finanzielle Schieflage geraten, ziehe ich die Reißleine“, sagt Paul. Er weist zudem darauf hin, dass der Verein auch eine Gebühr für den Platz an die Stadt entrichten muss. Was er angesichts der angespannten finanziellen Situation eigentlich nicht in Ordnung finde.
Was nun? „Das Festzelt wird es definitiv nicht mehr geben“, sagt Paul, der als Vorsitzender in der jüngsten Sitzung Platz für den ehemaligen Jugendleiter Daniel Fahl (24) gemacht hat. Die genaue Zukunft des Schützenfestes soll bei einer außerordentlichen Versammlung am 10. März von den Mitgliedern entschieden werden.
„Irgendwas machen wir auf jeden Fall“, beruhigt Paul. „Aber was es sein wird, ist noch offen.“ Er könne sich etwa einen Krönungsball im Paul-Ludowigs-Haus vorstellen, vielleicht mit einer vorangegangenen Ü 30-Party um die Vereinskasse aufzubessern. Was dann aus Kirmes und dem Schützenumzug wird, das solle in den Händen der Mitglieder liegen. Paul ließ aber schon durchblicken, dass er sich auch vorstellen könnte, den Umzug — der auch sein Geld koste — zu streichen.
Das Interesse daran sei geschwunden. „Früher war die Stadt beim Umzug voller Menschen, heute stehen noch 50 Leute am Heumarkt“, bedauert der Schützen-Macher die Entwicklung. Wobei das Interesse am Verein nicht nachgelassen habe. Die Schützen hätten zurzeit etwas mehr als 150 Mitglieder, eine stabile Zahl.
Viele helfende Hände wird der Verein in Zukunft auch benötigen, wenn Umzug und Kirmes weiter organisiert werden sollen. Erstmals in diesem Jahr müssten sich auch die Schützen Gedanken um gesteigerte Sicherheitsvorkehrungen machen. Auch das koste mehr Geld und mehr Personal, sagt Paul und ärgert sich: „Das Ehrenamt wird durch diese Auflagen kaputtgemacht.“ Der Innenminister habe doch gesagt, dass man weitermachen solle wie bisher. „Das würde ich ja gerne, aber ich darf ja nicht“, sagt Axel Paul. Er könne sich noch überhaupt nicht vorstellen, wie er etwa seine Kirmes gegen Angriffe mit dem Lkw schützen solle.