Naturschutz: Hausbau für Familie Fledermaus

Sieben Arten der fliegenden Säugetiere leben in der Velberter Region. Weil ihre natürlichen Quartiere verschwinden, schaffen Naturschützer mit Holzkästen Ersatz.

Velbert. Schlafhöhle im Winter und Kinderstube im kommenden Frühjahr: Mitglieder des Naturschutzbundes (Nabu) haben auf dem evangelischen Friedhof an der Bahnhofstraße elf Holzkästen aufgehängt, die den Fledermäusen als Schlafplatz und Nest dienen sollen. Die Velberter Feuerwehr unterstützte die Aktion mit einer Drehleiter.

Behutsam steuert Unterbrandmeister Lothar Mintert den Drehleiterkorb an die mächtige Linde heran. Neben ihm steht Frank Todt, Beauftragter für den Fledermausschutz im Nabu-Kreisverband Mettmann. In rund fünf Meter Höhe nagelt der Velberter einen der Fledermauskästen, die von Jungschar-Kindern der Gemeinde Bleibergquelle gebastelt wurden, an den Baum — mit zwei nicht rostenden Aluminium-Stiften, damit die Linde keinen Schaden nimmt, erläutert am Boden Todts Lebensgefährtin Daniela Niehues. Die Höhe ist wichtig, um Räubern wie Katzen oder Mardern den Zugang zu erschweren.

Hintergrund der Aktion ist, dass Fledermäuse immer weniger Rückzugsmöglichkeiten finden: Große, alte Bäume, aber auch alte Gebäude verschwinden zunehmend. „In den Neubauten gibt es keine Ritzen und Spalten mehr, in denen die Tiere Deckung finden“, sagt Niehues.

Auf die Idee, die Kästen auf einem Friedhof aufzuhängen, ist Nabu-Mitstreiterin Regina Karge gekommen: „Ein optimaler Platz für Fledermäuse“, findet Todt, nicht nur wegen der vielen alten Bäume, sondern weil ein Friedhof die nötige Ruhe biete — erst recht nach Einbruch der Dämmerung. Unwillkürlich drängen sich gruselige Gedanken auf, und tatsächlich gebe es Menschen, die Angst vor den kleinen Flugsäugern haben: „Völlig unbegründet“, sagt Niehues, denn die einzige Beute der Fledermäuse sind Insekten, die sie in großen Mengen vertilgen.

Sieben Arten gebe es in der Region, erläutert Todt. Am häufigsten seien Zwergfledermaus und Großer Abendsegler anzutreffen. Am Schloss Hardenberg in Neviges finde sich aber auch das seltenere Große Mausohr. Fledermäuse seien sehr soziale Tiere. In ihren Schlafquartieren lieben sie es warm und gemütlich: „Da liegen sie ganz eng zusammen“, so der Experte. Zwei bis drei Dutzend Fledermäuse finden so in einem rund 20 mal 30 Zentimeter großen Kasten Platz, der im Frühjahr auch als Wochenstube für den Nachwuchs dient.

Können Bürger auch selbst etwas für Fledermäuse tun? „Ja, es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten“, sagt Frank Todt. Neben Nist- und Schlafkästen am Haus und im Garten sorgen nachtblühende Pflanzen wie die Nachtkerze, die Insekten nach Anbruch der Dämmerung anlocken, für eine reichhaltige Speisekarte. Im kommenden Jahr sei außerdem eine landesweite Aktion „Das fledermausfreundliche Haus“ geplant.

Auf dem Friedhof ist indessen schon die nächste Aktion in Vorbereitung. Im Glockenturm der Kapelle soll ein Eulenkasten installiert werden: „Das war eine Idee des Betreibers, um etwas gegen die Mäuse auf dem Friedhof zu unternehmen.“