Wülfrath Nein zu „Wohnen am Rhein“ in Düssel

Wülfrath. · Bürgerinitiative gegen das Wohnbaugebiet Düssel-West kritisiert die Position der Stadtspitze zur Regionalplanänderung.

Michael Münch (l.) zeigt auf den Acker, der bebaut werden soll. Zusammen mit Reinhard Weniger (M.) und Andreas Ballsaldo erläuterte er, warum eine Bebauung, wie sich sich die Bezirksregierung vorstellt, nicht sinnvoll ist.

Foto: Ulrich Bangert

In einem offenen Brief an Bürgermeisterin Claudia Panke und alle Ratsfraktionen sowie in einem ersten Meinungsaustausch im Rathaus hat die Bürgerinitiative Düssel-West von Politik und Verwaltung eine Ablehnung ohne Wenn und Aber der von der Bezirksregierung Düsseldorf angestoßenen Wohnbebauungspläne für die Ackerflächen westlich der Düsseler Straße gefordert. Bei einem Pressegespräch am Hahnenfurther Weg verdeutlichten am Dienstag die drei Düsseler Andreas Ball-Sadlo, Michael Münch und Reinhardt Weniger ihre Beweggründe zur Gründung der Bürgerinitiative (BI).

Es geht um eine Fläche von zehn Hektar, hinauf bis zur Görtzheide, auf der langfristig für bis zu 800 Menschen gebaut werden könnte. Wohnraum für Menschen, die vor allem in Düsseldorf arbeiten und für die die Wohnlage aufgrund des künftigen S-Bahn-Anschlusses am Haltepunkt Düssel-Hahnenfurth und wegen der überhitzten Immobilienpreise in der Landeshauptstadt extrem attraktiv sein würden.

Drei Flächen wurden für noch gültigen Regionalplan abgelehnt

„Wohnen am Rhein“, unter diesem Titel hat die Bezirksregierung großzügig Bauflächen im sogenannten Speckgürtel von Düsseldorf ausgemacht und diese in einer erste Änderung zum gerade erst im vergangenen Sommer rechtskräftig gewordenen Regionalplan dargestellt. Darunter sind auch wieder drei Flächen, die für den noch gültigen Regionalplan bereits abgelehnt wurden: im Bereich In den Eschen, südlicher Flehenberg und Wasserturm. Mit dem neu für Düssel avisierten Bauland in Düssel könnten im Stadtgebiet gut 20 Hektar für „Wohnen am Rhein“ ausgewiesen werden. Am 26. Juni soll der Regionalrat die Offenlegung der Änderungspläne beschließen. Und im Vorfeld dieses Termins will die Initiative allen klarmachen, worum es dabei geht.

Als wehrhaftes Dorf, wie jenes in den Comics um Asterix und Obelix, die sich mit List und Zaubertrank gegen die scheinbar übermächtigen römischen Besatzer verteidigen, haben sich die Düsseler immer schon gerne gesehen. „Jetzt fühle ich mich an das Heft ,Asterix und die Trabantenstadt’ erinnert. Die sollte um das gallische Dorf errichtet werden, und das hat auch nicht geklappt“, sagt Münch. Die Stadt habe stets betont, den dörflichen charakter Düssels erhalten zu wollen, nun sei eine Verdopplung der Bebauung im
Gespräch. „Am 11. Juni hatten wir das Gespräch mit der Bürgermeisterin, dem Technischen Dezernenten und Planungsamstleiter Dr. Stefan Holl. Wir wollten wissen, warum die Flächen, die für die städtische Einwohnerwachstumsstrategie ,Wülfrath 2022 plus’ nicht benötigt werden, nun um eine fast genauso große Fläche in Düssel auch noch ergänzt werden soll?“, so Reinhardt Weniger. Claudia Panke habe zu verstehen gegeben, dass die Verwaltung genauso überrascht wie die Initiative über diesen Umstand sei. „Irritierend für uns ist, dass sich die Stadt dennoch alles offen lassen möchte und sich nicht gegen das Vorhaben wenden will“, erklärt Weniger.

Das Ganze passe nicht in eine Zeit, in der gerade Klima- und Artenschutz hoch im Kurs stehen. Andreas Ball-Sadlo vermutet, dass hinter dem Verhalten der Stadt ein „schlechter Deal“ steckt. Wülfrath habe sich Jahrzehnte vergeblich darum bemüht, Düssel als Allgemeinen Siedlungsbereich ausweisen zu können. Nun werde die Stadt mit der für sie zunächst kostenlosen architektonischen Planung im Zuge des europäischen Studenten-Wettbewerbs „Europan“ im Bund mit anderen Städten des Kreises Mettmann geködert. Mit „Wohnen am Rhein“ werde Düssel dann Allgemeiner Siedlungsbereich.

„Fachlich, personell und finanziell ist das für Wülfrath gar nicht zu stemmen. Die Stadt kriegt doch noch nicht einmal die Sportplatz-Bebauung in Düssel mit 25 Wohneinheiten hin“, betont Michael Münch. Südlich des Hahnefurther Wegs müsste ein großes Regenrückhaltebecken geplant und gebaut werden. „Sehr wahrscheinlich auch eine größere und modernere Kläranlage für das Abwasser. Das alles kostet zig Millionen“, erläutert Michael Münch weiter.

„Die Planungshoheit ist in Wülfrath, auch wenn die Bezriksregierung das Verfahren angestoßen hat. Wir wollen ein Wülfrather ,Nein’ erreichen. Düssel-West soll erst gar nicht im Regionalplan auftauchen“, betont Reinhardt Weniger.