Velbert Evangelische Kirche steht am Scheideweg

Velbert · Die Kreissynode des Kirchenkreises Niederberg hat sich am Wochenende intensiv mit anstehenden Veränderungen angesichts geringer werdender Gemeindemitgliederzahlen befasst.

Beim Jahresempfang des Kirchenkreises Niederberg : Assessor Wolfhard Günther (v.l.), Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese, Superintendent Jürgen Buchholz, Synodalmitglied Dietgard Reith, Pastor Martin Göbler, Landrat Thomas Hendele und Pfarrer Detlef Gruber.

Foto: Ulrich Bangert

. Zwei Mal im Jahr kommt das „Parlament“ der zehn Kirchengemeinden in Niederberg zur Beratung zusammen, Tagungsort der rund 70 Mitglieder zählenden Synode waren dieses Mal die Christuskirche und das Gemeindehaus an der Oststraße in Velbert. Mittlerweile ist es Tradition, die Sommersynode mit dem Jahresempfang zu verbinden, Superintendent Jürgen Buchholz konnte dazu am Freitagabend nach dem Eröffnungsgottesdienst zahlreiche Gäste auch aus Politik und Verwaltung begrüßen.

Das beherrschende Thema lieferte indes eine vor wenigen Wochen veröffentlichte Studie der Universität Freiburg. Sie sagt binnen der nächsten 40 Jahre für die evangelische Kirche in Deutschland eine Halbierung der Mitgliederzahlen und einen entsprechenden Schwund der Finanzkraft voraus. Der Untersuchung zufolge ist dieser Rückgang zur Hälfte der Demographie geschuldet, die zweite Hälfte ist jedoch auf Faktoren zurückzuführen, auf die die Kirche Einfluss nehmen kann: Taufen, Austritte und Aufnahmen. „Das ist der positive Aspekt: Wir haben es selber in der Hand, an diesen Faktoren zu arbeiten“, bekräftigte der Superintendent des Kirchenkreises, Pfarrer Jürgen Buchholz.

Eine Einstimmung auf das Thema gab Cornelia Coenen-Marx im Eröffnungsgottesdienst. Sowohl in ihrer Predigt als auch in ihrem Vortrag vor den Synodalen am Samstag ging die Oberkirchenrätin im Ruhestand auf die anstehenden Veränderungen der Kirche angesichts schrumpfender Gemeinden sowie fortschreitender Pluralisierung und Individualisierung ein.

Daraus resultierte die Frage, wie Kirche sich künftig aufstellt, wie sie mit ihren bisherigen Strukturen umgeht, wie sie sich vor allem für die Menschen öffnet und diese motiviert, sich einzubringen: „Wollen wir eine ,Club-Kirche‘ sein oder eine Kirche für alle?“ brachte es Kirchenkreissprecher Frank Wessel auf den Punkt. Derzeit verliert der Kirchenkreis pro Jahr zwischen 750 und 900 Mitglieder, so Buchholz – vor allem durch eine fortschreitende Überalterung. Es gebe deutlich mehr Sterbefälle als Neuzugänge. Aktuell zählt der Kirchenkreis über 42 100 Gläubige.

Ein Beispiel, auf Menschen zuzugehen, ist die im vergangenen Jahr erfolgreich gestartete Vesperkirche. Sie erfährt im nächsten Jahr eine Neuauflage, gastgebende Gemeinde ist dann Velbert-Dalbecksbaum. Auch das Café Globus habe sich mit seinen Angeboten – Sprachkurse, Hilfe bei Behördenkorrespondenz und Formularen – als Anlaufstelle bewährt. „Wir müssen sehen, welche Menschen zu uns kommen, welche es vielleicht nicht können“, meinte Wessel, mit Blick zum Beispiel auf Senioren, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können. Man werde konventionelle Wege verlassen und viel mehr zu den Menschen gehen müssen.

Bis 2021 sollen die beiden Kirchenkreise fusioniert werden

Ein Thema ist in diesem Zusammenhang auch die Bündelung von Ressourcen, um diese effektiver einzusetzen. So stand ein Zwischenbericht zur Fusion der Verwaltungsämter der Kirchenkreise Niederberg und Düsseldorf-Mettmann auf der Tagesordnung der Synode: „Wir sind hier auf einem guten Weg“, freute sich Buchholz. Die Kirchenkreise arbeiten bereits seit Jahren an vielen Stellen gut zusammen, zum 1. Januar 2021 soll nun die Fusion vollzogen werden. Zuvor werden schon Abteilungen zusammengeführt: So startet am 1. Januar 2020 die gemeinsame Finanzabteilung. Zur Vollendung der Fusion sind aber noch weitere Beschlüsse erforderlich, die die nächste Synode fassen soll: „Ziel ist ein gemeinsames, starkes Verwaltungsamt an zwei Standorten“, hob Frank Wessel hervor – beide Standorte in Velbert und Mettmann bleiben daher erhalten, ebenso die Arbeitsplätze. Auch atmosphärisch habe man den Eindruck, dass die Gemeinden enger zusammenrücken, ergänzte Buchholz.

Schließlich gab der Umweltausschuss noch die Empfehlung an die Gemeinden, ihre kommunalen Flächen zu überprüfen, inwieweit diese als Blumenwiesen, sogenannte Bienenweiden genutzt werden können. Ein gut funktionierendes Vorbild gibt es bereits – auf dem Friedhof in Tönisheide wurden erfolgreich zwei Bienenvölker angesiedelt.