Neue Lust am eigenen Garten

Seit 75 Jahren gibt es den Obst- und Gartenbauverein in Neviges. Immer mehr junge Leute wollen mitmachen.

Neviges. Der „Obst- und Gartenbauverein Neviges“ feiert in diesem Jahr sein 75-Jähriges Bestehen. „Ich arbeite unheimlich gerne für den Verein“, sagt Gerd Teichmüller, der erste Vorsitzende, der dieses Amt seit 1996 inne hat und selbst leidenschaftlich gärtnert.

Ziel und Zweck des Vereins ist es, Hobbygärtnern die Möglichkeit zum Austausch und zur Weiterbildung zu geben. 143 Mitglieder hat der Verein im Moment. Sie kommen aus Neviges, Langenberg, Tönisheide, Wülfrath und Dönberg. „Wir haben viele ältere Menschen dabei, die über eine unheimlichen Schatz an Erfahrung verfügen“, so Teichmüller.

Neben Schulungen, etwa zum Baumschnitt an Obstgehölzen, oder einer Pflanzenbörse im April, gibt es auch Unternehmungen, die das Miteinander stärken. Im Juni geht es in die Gärten von Kloster Kamp, mit Spargelessen und einem Besuch im Rosenzentrum in Lottum in den Niederlanden. Eine große Feier zum Jubiläumsjahr ist am 17. November im Evangelischen Gemeindehaus in Neviges geplant.

Gegründet wurde der Verein am 4. Februar 1938, erster Vorsitzender war der Lehrer Heinrich Frenking. Die Gründung war zu dieser Zeit kein Einzelfall. Die nationalsozialistische Führung setzte verstärkt auf den Eigenanbau von Nahrungsmitteln, um größtmögliche Unabhängigkeit von ausländischen Importen zu erreichen. So heißt es in dem Brief des Bürgermeisters an Lehrer Frenking: „Zur Erreichung des im Vierteljahresplan gesteckten Zieles, die Selbstversorgung des Deutschen Volkes durch Nahrungsmittel aus der eigenen Scholle sicherzustellen, ist es notwendig, daß alle Deutschen, die eigenen Grund und Boden bewirtschaften, aus diesem möglichst hohe Erträge herausholen.“

In den Nachkriegsjahren erwies es sich für viele Mitglieder das Netzwerk des Vereins als großes Glück, in der Zeit der Nahrungsknappheit eine eigene Anbaufläche und das vom Verein vermittelte günstige Saatgut und günstige Düngemittel zu kaufen waren. Ende 1947 hatte der Verein rund 50 Mitglieder. Im Laufe der Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit weg von den Nutzgärten hin zu Blumen- und Ziergärten.

Erst heute kommt langsam der Eigenanbau wieder in Mode. Die Mitgliederzahlen steigen, auch junge Menschen zeigen Interesse. „Die Leute fangen wieder an, ihr Gemüse selbst anzubauen, jetzt, wo alles teurer wird“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Es ist ein schöner Ausgleich und die ganze Familie kann mithelfen.“

Teichmüller (75) selbst braucht inzwischen fast kein Gemüse mehr selbst zu kaufen. „Wir haben alles im eigenen Garten“, sagt er. Salat, Rote Beete, Kohl, Kartoffeln. Im Moment gibt es übrigens Feldsalat aus dem eigenen Hochbeet.