Neviges: Rußende Kerzen sind aus dem Dom verbannt
Mit einiger Verzögerung wegen des langen Winters ist die von Gottfried Böhm entworfene Kerzenkapelle jetzt fertiggestellt.
Neviges. Ingeborg und Ernst Poser aus Velbert stehen vor der neuen Kerzenkapelle am Mariendom und staunen. "Das gefällt mir sehr gut", sagt Ingeborg Poser. "Eine gute Idee", pflichtet ihr Mann bei. Dass die Kerzen aus der Wallfahrtskirche verbannt sind, können sie nachvollziehen: "Die Kirche verrußt zu sehr - das muss man einsehen."
Dicke und dünne, kostbare und bescheidene Wachslichter sind in der Kapelle links neben dem Eingang aufgestellt. Dom-Architekt Gottfried Böhm hat auch die Brandstelle entworfen. Im Mittelpunkt steht der Kerzenbaum aus Metall in Form einer Rose. Er wurde auch als erstes aufgestellt. Dann jedoch mussten die Arbeiten wochenlang ruhen, weil bei Frost und Schnee nicht gepflastert werden konnte.
Jetzt aber ist auch der seitliche Schutz aus Glas angebracht, der verhindert, dass die Kerzen vom Wind ausgepustet werden. Auch die Pflasterarbeiten sind abgeschlossen. Nun fehlen nur noch die Stahltür, die die Treppe zum Kloster herunter abschließt, sowie ein Gitter, das die Kerzenkapelle vor Vandalismus schützen soll. "Es wird abends verschlossen", kündigt Wallfahrtsleiter Pater Herbert Schneider an.
Die Kerzenkapelle ist zwar außerhalb der Wallfahrtskirche, jedoch in direkter Nähe zur Marienstele mit dem Gnadenbild der Immaculata angeordnet. In Kevelaer hingegen müssen die Gläubigen ihre Kerzen weit entfernt vom Ort der Anbetung aufstellen. Die Verbindung soll auch noch durch ein Rosenmotiv verstärkt werden, die in den kommenden Wochen auf die Außenwand des Doms gemalt wird.
Die Kerzenkapelle ist als ein neuer Ort der Andacht vorgesehen. Einige Nevigeser, die dem Projekt erst skeptisch gegenüberstanden, sind inzwischen froh über die Lösung. Der Ruß der zigtausend Kerzen, die über die Jahrzehnte im Dom abgebrannt worden sind, hat die Betonwände des Bauwerks bereits geschwärzt. Außerdem würden die Rückstände die neue Pfeifenorgel gefährden, die im Mai eingeweiht werden soll. 200 000 Euro kostet das Instrument - mindestens 75 000 Euro müssen in Neviges selbst aufgebracht werden. Dafür läuft seit Monaten eine Spendenaktion.