Velbert: Am Ende überwog die Resignation
Villa Herminghaus: Die Bürgerinitiative kritisiert den Geschichtsverein. Nach dessen „Ausscheren“ sah sie keine Chance mehr auf einen Erfolg des Bürgerentscheids.
Velbert. Dass die Bürgerinitiative Villa Herminghaus auf den angestrebten Bürgerentscheid am 30.Mai verzichtet, hatte sie nach langer Beratung bereits in der Nacht zu Karfreitag bekanntgegeben (die WZ berichtete). Am Mittwoch nun erläuterten die drei Vertretungsberechtigten die Gründe für den Rückzug.
Danach sah man nach der Einigung des Bergischen Geschichtsvereins (BGV) mit Bürgermeister Stefan Freitag auf einen öffentlich-rechtlichen Vertrag zum Erhalt der Villa und eines Teil des Gartens keine Erfolgschancen mehr für den Bürgerentscheid. Für Esther Krönke (Die Grünen), Rüdiger Voth (Bergischer Geschichtsverein) und Klaus Oberhem (Bürgerverein Rützkausen) ist indessen das Verhalten des BGV "nicht nachvollziehbar". Denn inhaltlich sei das Angebot des Bürgermeisters, das die Historiker akzeptiert hätten, identisch mit dem Entwurf, der der Bürgerinitiative am 15. März vorgelegt wurde und der anfangs beim Geschichtsverein ebenfalls auf Ablehnung gestoßen sei.
Der darin mit nur 1200 Quadratmetern bemessene Garten zwischen Villa und Oststraße ist für die Initiative kein Garten mehr, sondern "Dachbegrünung für ein Kellergeschoss". Das Marktzentrum könne an beiden Seiten bis auf fünf Meter an die Villa herangesetzt werden und diese, bei einer erwarteten Bauhöhe von 15Metern, quasi optisch erschlagen. Es sei schleierhaft, warum der Geschichtsverein den Vorschlag eine Woche später akzeptiert habe. "Danach war jedenfalls die Luft raus", so Krönke. Auch Oberhem fand daraufhin im Bürgerverein keinen Rückhalt mehr, und bei einer Befragung von rund 70 Mitgründern stimmten nur 55 Prozent für eine Fortführung des Verfahrens: "Viele haben resigniert und gesagt, das sei nicht mehr zu schaffen," sagte Krönke. "Wäre der Entscheid auf den Wahlsonntag am 9. Mai und nicht auf den 30. Mai gelegt worden, hätte es vielleicht noch anders ausgesehen", sieht Oberhem die Initiative in diesem Punkt von Politik und Verwaltung ausgehebelt.
Als Verlierer fühle man sich nicht, betonte Voth, und die Bürgerinitiative löse sich auch nicht auf. Vielmehr wolle man den Prozess um das Marktzentrum kritisch begleiten und gegebenenfalls entscheiden ob man wieder aktiv werde. Er persönlich will jedoch aus dem Geschichtsverein austreten. Professor Horst Degen hat das Amt des zweiten BGV-Vorsitzenden bereits niedergelegt. Sollte der Stadtrat dem Vertrag zwischen Bürgermeister und Geschichtsverein nicht zustimmen, stände man mit leeren Händen da, gab der Tönisheider am Mittwoch zu bedenken.