Ratinger Stadtwappen: Löwenkraft und Folterinstrument
Motiv des Ratinger Stadtwappens stammt aus 15. Jahrhundert.
Ratingen. Das Ratinger Stadtwappen ist heute noch so präsent, dass vermutlich jedes Schulkind es grob beschreiben kann. Die Hauptsatzung der Stadt Ratingen kann es indes ganz genau: "Das Wappen der Stadt zeigt in quergeteiltem Schild im oberen Feld in Silber einen nach rechts gewendeten, halben wachsenden, zweischwänzigen, blaugekrönten und blaubekrallten roten Löwen, im unteren Feld in Rot ein silbernes Richtrad mit sechs Speichen."
Der abgebildete Löwe ist das Wappentier der Herzöge von Berg, die Ratingen 1276 die Stadtrechte verliehen haben. Zwei Schwänze hat er vermutlich, weil die Wappen der Häuser Limburg und Luxemburg beide einen Löwen zeigten. Als beide zusammen fielen, wurde daraus ein Löwe mit zwei Schwänzen.
Bei dem Rad handelt es sich um ein "Richtrad", also ein Folterinstrument. Es weist möglicherweise auf den Gerichtsort Ratingen hin oder bezieht sich auf die im Mittelalter hier stark verehrte Heilige Katharina, die mit einem Rad gefoltert werden sollte.
Oder - und das ist wohl die wahrscheinlichste Variante - es ist einfach ein "redendes" Motiv, das den Ortsnamen Ratingen verbildlicht. Anders als die Wappen der einzelnen Ortsteile, handelt es sich bei diesem Wappen um ein echtes Hoheitszeichen, dessen Verwendung daher allein der Stadt Ratingen vorbehalten ist.
Das abgebildete Motiv ist erstmals auf einem Stadtsiegel aus dem 15. Jahrhundert überliefert, seither gehören die beiden Elemente Rad und Löwe stets in das Ratinger Wappen, wenn sich das Gesamtbild seither auch oftmals verändert hat. Auch ließ das Interesse im Laufe der Zeit nach.
Erst 1909 wurde ein neues Stadtwappen in Auftrag gegeben, welches das alte Stadtsiegel aufgreifen sollte. Aufgrund einer Panne im Staatsarchiv in Düsseldorf hatte das Rad auf dem neuen Wappen nur fünf statt sechs Speichen. Zudem hatte man den überlieferten Motiven Löwe und Rad noch eine dreitürmige Mauerkrone hinzugefügt.
Das preußische Innenministerium unterschied damals die Größe von Städten anhand der Anzahl von Türmen im Stadtwappen. Die funktionale, aber heraldisch fragwürdige Mauer verschwand erst 1972 wieder, als das Wappen in seiner heute noch gültigen Form von dem Aachener Grafik-Designer Walther Bergmann entworfen und vom Rat beschlossen wurde. Und auch die fehlende sechste Speiche fand nun ihren Weg zurück ins Wappen.