Nevigeser Wochenmarkt: Plauschen zwischen Gemüse und Buletten

Auf dem Nevigeser Wochenmarkt trifft man sich zum Kaufen und Plauschen.

Neviges. Das Glitzern der Pailletten zieht an: Drei Damen schon höheren Alters bleiben an einem Ständer mit Mädchenkleidern stehen. „Schau doch mal, das ist vielleicht etwas für meine Enkelin“, sagt eine der Frauen, während sie die schillernden Pailletten inspiziert. Die Freundin ist pragmatischer. Sie schaut direkt auf das Etikett an der Innenseite des Kleides.

Ihr nüchterner Kommentar: „Ne, kannste vergessen, lass’ das lieber hängen. Das ist pures Polyester.“ Dann gehen beide weiter in Richtung Lohbachstraße, vorbei an einem Bäckerwagen. Von dort aus ist immer wieder zu hören, dass gerade Marmor- und Sandkuchen im Angebot sind. Die Damen lässt das allerdings völlig kalt. Mit ihren Tüten schlendern sie einfach weiter.

Besser läuft das Geschäft bei einem Imbiss-Stand der Frikadellen und Krakauer-Bratwürste anbietet — und das, obwohl es gerade einmal 9.30 Uhr ist. Eine Bulette nach der anderen geht über den Tresen. „Fünf Stück hätte ich gerne“, sagt eine Frau zu dem Verkäufer. „Aber die essen sie wohl nicht alle alleine?“, fragt er zurück, während er die ersten Fleischklopse auf Backpapier legt. „Nein, nein, das ist für die ganze Familie. Ich erspar’ mir das Kochen heute. Das darf ja auch mal sein.“ Der Verkäufer lacht. „Ja klar. Haben Sie später einen guten Appetit.“

Wenige Meter neben der Bücherei gibt es Blumen zu kaufen. „Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken, nur die Liebe nicht“, ruft der Verkäufer durch die Fußgängerzone. Viele, die an dem Stand daran vorbeiziehen, müssen darüber lächeln. Und auch wenn das nicht gerade ein guter Werbeslogan für seine Ware ist, finden die Blumen reißenden Absatz. Ein Franziskanerpater steht inmitten des Blumenmeers. Hortensien, Sonnenblumen und Lilien hat er bestellt.

Voll bepackt mit dem blühenden Schmuck schlendert er in Richtung Brunnen, nachdem er bezahlt hat. Dabei passiert er ein Pärchen: Sie hat die Mundwinkel nach unten gezogen und geht hinter ihrem Mann. Er verzieht keine Mine. „Hast Du denn jetzt an die Zwetschgen gedacht?“, sagt sie zu ihm. „Ach Mist, das hab ich vergessen“, antwortet er. „Na toll, dann können wir ja jetzt wieder zurückgehen“, motzt sie. Er verdreht die Augen.

Besser gelaunt sind die Leute, die sich um einen Stand mit Reinigungstüchern versammelt haben. Ein Vertreter verspricht absolut müheloses Putzen von Spiegeln und Fenstern mit den Tüchern. „Das glauben sie nicht“, sagt er zu einer Frau, die skeptisch schaut. „Dann nehmen sie den Lappen selber in die Hand und probieren das aus.“

Sie nimmt das Tuch, wischt Seifenreste von einem Spiegel ab, nickt, lächelt und fragt nach dem Preis. „Zehn Euro für drei Tücher. Und wenn das zu Hause nicht klappt, dann gebe ich ihnen nächsten Donnerstag ihr Geld wieder. Dann bin ich wieder hier.“ Wie viele der Marktbesucher sicher auch.