Hightech kostet Arbeitsplätze
Klinikum baut für drei Millionen Euro die Küche um. Knapp 50 Mitarbeiter verlieren dadurch ihren Job.
Velbert. Da steht die neue Hightech-Küche kurz vor der Einweihung. Doch das große Jubeln bleibt im Klinikum Niederberg aus. Der Grund: Die moderne Krankenhaus-Küche mit ihren veränderten Produktionswegen kommt mit deutlich weniger Personal aus. So wird im vierten Quartal dieses Jahres fast die Hälfte der Stellen abgeschafft. Dennoch sieht Geschäftsführer Christian Engler vor der Presse insgesamt eine positive Entwicklung: „Dass Stellen verloren gehen, war klar. Wenn man aber bedenkt, dass die Küche ursprünglich komplett geschlossen werden sollte, ist das Ergebnis jetzt besser.“ Aber Leute zu entlassen, „ist nie eine schöne Situation“.
In Teilbetriebsversammlungen hat die Klinik-Leitung am Dienstag die Mitarbeiterschaft informiert: 19 der 43 Vollzeitstellen werden gestrichen. 47 Mitarbeiter, die meisten in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt, werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Ab Montag wird die Personalführung mit dem Betriebsrat über den Sozialplan verhandeln. Für die Beschäftigten werden Sprechstunden eingerichtet.
Engler betont, dass bei dem Küchenprojekt Qualität und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen eine Rolle gespielt haben. „Essen ist ein wichtiges Thema im Krankenhaus“, auch deshalb habe man von der Aufgabe der eigenen Küche abgesehen. Dank eines neuen Zubereitungsprozesses in der Küche und des damit möglich gewordenen Arbeitsplatzabbaus — Engler spricht von Anpassungsschritten — senke das Klinikum die Kosten für die Küche um 600 000 Euro pro Jahr. Engler: „Dafür kann man schon eine Menge bauen.“ Die Einsparung soll in die Verbesserung der Bausubstanz reinvestiert werden.
Das neue Produktionsverfahren wird bereits in der Container-Übergangslösung getestet. Ab dem 9. September soll es auch in der für drei Millionen Euro umgebauten Klinikum-Küche eingesetzt werden. Dort sucht man große Herd- oder Ofen-Komplexe vergeblich. Werner Gläser, Leiter Speisenlogistik WISAG, lächelt. Er trainiert die Köche. Der Computer ist wichtiger als der Herd. Ganze vier Kochplatten sind zu sehen. Dazu eine Art überdimensionaler Topf, in dem nicht nur zubereitet, sondern die Speisen auch gekühlt werden. „Cook and Chill“ — Kochen und Kühlen: Das ist das Prinzip.
Schon abends wird zubereitet und sofort gekühlt. Am nächsten Tag wird dann in Gerätschaften auf den Stationen das Essen gewärmt. „So bleiben 90 Prozent aller Nährstoffe und Vitamine erhalten. Bei der herkömmlichen Kochweise sind es maximal 50 Prozent“, sagt Gläser.
Waren früher sieben Köche in der Krankenhaus-Küche angestellt, werden es künftig nur noch drei sein. „Das ist ein ganz anderes Kochen“, weiß Gläser.
Privatpatienten haben heute schon die Wahl, was sie essen wollen. Ab Januar, kündigt Engler an, werden alle Patienten à la Carte essen können. „Das steigert die Zufriedenheit der Patienten. Und das ist wichtig,“ sagt Engler.