Politik — bitte nicht stören
Kommentar Von der Außenwirkung des Rates
daniel.neukirchen@wz.de
Warum reden eigentlich ständig Bürger von Politikern, die „nicht mehr bürgernah“ sind, während Politiker Bürgern „Politikverdrossenheit“ attestieren? Eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. In der jüngsten Sondersitzung des Rates in Velbert ließen sich jedoch einige Indizien dafür finden, warum der Rat für den Otto Normalbürger keine leicht zu konsumierende Veranstaltung ist.
Da kommt eine Gruppe von Eltern, Lehrern und Kindern ins Rathaus, um für ihre Sache einzutreten. Viele werden zum ersten Mal den politischen Betrieb von Nahem erlebt haben.
Die erste Regel, die man auf den Besucherrängen lernt: Beifallsbekundungen sind verboten. Das machte Bürgermeister Dirk Lukrafka mehrfach unmissverständlich deutlich. Das ist sein gutes Recht, so sind die Spielregeln, die nicht unwichtig sind. Schließlich sollten sich die Monologe in Grenzen halten, die so wirken, als hätten sie die Redner nur fürs Publikum inszeniert.
Allerdings macht der Ton ja bekanntlich die Musik. In diesem Fall müssen sich die Zuschauer so ein wenig wie die Lümmel von der letzten Bank vorgekommen sein, die bei der nächsten Ermahnung rausfliegen.
Irgendwann rief dann einer der Realschul-Anhänger dazwischen: „Wann können wir denn mal was sagen?“ Darauf kam von unten die Antwort: „Da musst du in die Politik gehen!“ Stimmt zwar, als Signal nach außen aber eine Katastrophe.
Und so ganz unmöglich ist es dann doch nicht, dass Nicht-Mitglieder ihre Meinung in politische Gremien einbringen. Wenn es gewünscht ist, kann der Vorsitzende einfach die Worte sprechen: „Ich unterbreche hiermit die Sitzung.“ Und schon ist der Bann des Schweigens offiziell gebrochen.
Vielleicht hätte der Rat den zahlreichen Besuchern etwas deutlicher signalisieren können, dass sie Teil des Prozesses sind — keine Fremdkörper.