Ratingen: Das pralle Leben des Mittelalters
Auch das dritte Dumeklemmer-Spektakel begeistert wieder die zahlreichen Besucher in der Stadt.
Ratingen. In der prallen Sonne kann es unter so einem Helm ganz schön heiß werden: Dem stolzen Ritter läuft der Schweiß über die Stirn. Doch einen echten Rittersmann kann das nicht anfechten, lächelnd und stolz marschiert der Recke über den Ratinger Marktplatz, der sich für drei Tage in ein lebendiges Stückchen Mittelalter verwandelt hat.
Das dritte Ratinger "Dumeklemmerspektakel" ist in vollen Gange und die Innenstadt voller Schaulustiger, die sich an den bunten Ständen, den prächtig kostümierten Darstellern und den eindrucksvollen Aufbauten nicht sattsehen können.
Von Freitag bis Sonntag bot das vom Ratinger Stadtmarketing veranstaltete Event ein buntes Programm für Jung und Alt, mit abenteuerlichen Vorführungen, exotischen Köstlichkeiten und viel Spiel und Spaß. Und natürlich einem verkaufsoffenen Sonntag.
Rund um die Kirche St. Peter und Paul entfaltet sich das pralle Leben, ganz wie im späten 13. Jahrhundert. Verführerische Düfte liegen in der Luft, hier lockt die "Gräfliche Fladenbäckerey" mit frischem Brot, dort wird allerlei Fleisch gegrillt. Dazu gibt es Met oder Beerenwein, die man auch in Flaschen gefüllt kaufen kann. Selbst gemacht ist das Zauberwort lange vor der industriellen Massenfertigung: Schmuck aus Metall, Stein oder Hirschhorn gibt es ebenso wie hausgekochte Marmeladen, Ledergürtel, hand geschneiderte Kleidung und Honig. Hier kann jeder ein passendes Stück Mittelalter mit nach Hause nehmen.
Beim Hufschmied dürfen die kleinen Besucher sogar mit anpacken, während die Großen zusehen müssen. Der Blasebalg für die Kohlenglut muss in Betrieb gehalten und der schwere Schleifstein angekurbelt werden. Wer ganz mutig ist, darf sogar das Eisen ins Feuer halten, damit der Schmied es mit gezielten Schlägen in Form bringen kann. "So hautnah bekommt man sowas ja nicht oft zu sehen - und dann noch die ganzen alten Werkzeuge, toll", freut sich Ingeburg Manstein, deren Enkel gerade mit Feuereifer dem Schmied zur Hand geht.
Ein echter Blickfang ist das mit exotischen Tüchern und orientalischen Ornamenten geschmückte Zelt einer Wahrsagerin, die aus den Händen liest oder die Karten befragt. Melanie Ottovic aus Mülheim ist mit ihren Zukunftsaussichten zufrieden: "Ich glaube der Wahrsagerin natürlich kein Wort, aber es macht einfach Spaß", sagt die 22-Jährige lachend.
Natürlich wäre es kein echtes "Dumeklemmerspektakel", wenn nicht die alte Dumeklemmersage aufgeführt werden würde, der die Ratinger ihren Spitznamen verdanken. Dazu wurde rund um den Kirchvorplatz wieder eine hölzerne Stadtmauer mit Stadttor aufgebaut. Mit so farbenfrohen Kostümen und begeisterten Darstellern kann man sich die Sage vom heiligen Suitbertus, der die heidnischen Ratinger zum Christentum bekehren wollte und dafür die Daumen im Stadttor eingeklemmt bekam, immer wieder mit Freude ansehen.