Ratingen: Mit dem Ohr an der Welt

Die Ratinger Amateurfunker von Romeo 12 sind mit allen Kontinenten verbunden.

Ratingen. "DO1ESZ, jemand QRV hier?" Stefan Zugowski sitzt im Funkraum des Ratinger Amateurfunkclubs Romeo12 und schickt seine Nachricht um die Welt. Die Codes, die der zweite Vorsitzende des 60 Mitglieder zählenden Vereins verwendet, muten eigentümlich an. "DO1ESZ" ist das einmalige Rufzeichen, also quasi der Funkername des 43-Jährigen, "QRV" ist die verschlüsselte Nachfrage, ob jemand empfangsbereit vor seinem Gerät sitzt.

Und tatsächlich, Zugowski bekommt Antwort von Clubmitglied Burkhard Becker, der gerade Urlaub in Kanada macht. Selbst unterwegs kommt er nicht vom Funken los. "Das ist die Faszination, per Knopfdruck mit der ganzen Welt sprechen zu können", sendet Becker aus Nordamerika.

Durch die schnelle Kommunikation sind die Funker immer früh informiert. "Von Katastrophen wie auf Haiti erfahren wir oft als Erste - selbst, wenn es in den Gebieten keinen Strom mehr gibt", erinnert sich Zugowski an das Erdbeben, bei dem die Ratinger auch mit dem Technischen Hilfswerk zusammenarbeiteten, um die Hilfe zu koordinieren. Auch wenn die Infrastruktur zusammengebrochen ist, die Verständigung über Funk klappt fast immer - dank Akkus.

So hat der 1959 gegründete Verein Kontakte in die ganze Welt. Man kommuniziert mit deutschsprachigen Auswanderern in Namibia und Brasilien, mit amerikanischen Funkfreunden gibt es regen Austausch. Politische Themen bleiben normalerweise außen vor. Ein gepflegter Umgangston - jeder kann mithören - ist ebenso nötig wie die Freude an Völkerverständigung und Hilfsbereitschaft.

Das Internet mit Telefonieprogrammen und Chaträumen wird nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung gesehen, denn Online-Ortungssysteme und Datenbanken erleichtern dem Funker die Arbeit.

"Geselligkeit und gemeinsames Interesse für Technik sind in unserem Club genauso wichtig wie unsere Veranstaltungen", weist Zugowski auf eine Vielzahl von Aktivitäten hin. Diese finanzieren auch das Vereinshaus an der Heinrich-Hertz-Straße mit, in dem der Verein seit 25 Jahren logiert.

Einen Mitgliederschwund, wie ihn bundesweit immer mehr Amateurfunkclubs des Dachverbandes, dem Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC), beklagen, gibt es in Ratingen nicht. Eines der Erfolgsrezepte heißt Ausbildung. Bei Romeo12 kann sich jeder auf die Amateurfunklizenzprüfung der Bundesnetzagentur vorbereiten. Diese vergibt das Rufzeichen und kontrolliert die Sendeemissionen. Die Grenze für Amateurfunker liegt bei 750 Watt, was ungefähr der Leistung eines Toasters entspricht. "Das erreichen wir aber nie", erklärt Dirk Berger, der erste Vereinsvorsitzende.

"Unsere Ausbildung entspricht einem kleinen Studium und dauert ein halbes bis ein Jahr", berichtet Zugowski, der mit Berger seit elf Jahren im Vorstand ist. Technik, Physik und der Eigenbau von Funkanlagen stehen auf dem Lehrplan, "wir Amateure sind schließlich die einzigen Funker, die das dürfen", so der 46-jährige Berger.

Die Teilnehmer sind bunt gemischt, von zwölf bis 60 Jahren geht es quer durch die Generationen. Sie haben sich allesamt von der Faszination Amateurfunk anstecken lassen.