Ratingen: Die Stadt braucht Tagesmütter

Ratingen ist Modellstandort für das Aktionsprogramm Kindertagespflege. Für neue Betreuungsangebote vor allem für unter Dreijährige werden nun Tagesmütter gesucht.

Ratingen. Mit einem Aktionprogramm will die Stadt Ratingen die Kinderbetreuung durch Tagesmütter beziehungsweise Tagesväter deutlich erhöhen. Bürgermeister Harald Birkenkamp: "Der Bedarf an Betreuung - vor allem für unter Dreijährige - ist gewachsen. Mit dem Programm wollen wir auch der gesetzlichen Betreuungsquote von 35 Prozent ein Stück näher kommen."

Laut Gesetz muss die Stadt nämlich bis zum Jahr 2013 560 Plätze für unter Dreijährige bereitstellen, bisher sind es allerdings nur etwa 300 Plätze. Rund 100 davon werden zurzeit durch Tagesmütter abgedeckt. 60 Betreuungsplätze in der Tagespflege sollen nun durch das Aktionprogramm zusätzlich geschaffen werden.

Doch es geht nicht nur um die Aufstockung der Betreuungsplätze. Im Rahmen des Aktionsprogramms Kindertagespflege, das mit rund 97 300 Euro aus dem Europäischen Sozialfond gefördert wird, sollen auch mögliche Kooperationen mit Familienzentren und Kindertageseinrichtungen ausgelotet werden. So könnten die Räume der Kitas nach den Öffnungszeiten auch für die Tagespflege genutzt werden.

Christa Seher-Schneid, Leiterin des Jugendamtes: "Hier geht es vorallem um die so genannte Randzeitenbetreuung, also die Zeit in der die Kindergärten geschlossen haben." In einem ersten Modellprojekt wird in dem Kindertagesstätte St.Ursula in Ratingen-Mitte ab dem 1.August eine solche Randzeitenbetreuung eingerichtet. In Kooperation mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) sollen dort Kindergarten-und Schulkinder aus dem gesamten Stadtteil montags bis freitags von 6 bis 8 Uhr und dienstags und donnerstags von 16.30 bis 19Uhr von Tagesmüttern betreut werden.

Doch um diese Betreuungsangebote zu ermöglichen, ist die Stadt darauf angewiesen, dass sich mehr Menschen als Tagesmutter beziehungsweise Tagesvater bewerben und sich qualifizieren lassen. Doch die seit dem 1.Januar gültige Steuerpflicht schreckt viele Interessenten ab. Christa Seher-Schneid: "Wir haben den Stundensatz von 2,48 Euro auf 4,40 Euro für qualifizierte Kräfte erhöht. Betreuer ohne Qualifikation erhalten drei Euro pro Stunde. Zudem zahlen wir Zuschüsse für Weiterbildungen. Diese Regelungen gilt ab dem 1. August."

Doch erstmal zahlen angehende Tagesmütter die gesetzlich vorgeschriebene Qualifizierung aus eigener Tasche. Für den Grundkurs und Aufbaukurs fallen jeweils zwischen 80 und 225 Euro (je nach Bildungsträger) an. Trotzdem sei die Tagespflege für Menschen, die sich selbstständig machen wollen, eine Möglichkeit, meint Klaus Przybilla, Geschäftsführer der ARGE Mettmann. Melanie Kleinschmidt, Sozialarbeiterin beim SkF-Ratingen: "Wir wählen die Bewerber danach aus, ob sie eine Affinität zu Kindern haben und ob sie den Beruf mit ihrer Familie vereinbaren können."