Ratingen: Einwohnerzahl sinkt weiter
Schrumpfkurs: Es gibt immer weniger Ratinger. Die Anzahl ist zum zweiten Mal in Folge gesunken.
Ratingen. Ratingen schrumpft! Zum zweiten Mal hintereinander ist die Zahl der Einwohner gesunken. Ende 2009 waren genau 92271 Personen beim Einwohnermeldeamt registriert - 509 weniger als im Vorjahr. Und schon damals musste die Einwohnerzahl deutlich nach unten korrigiert werden: Mit der Einführung der Steueridentifikationsnummer waren die Doubletten aus dem Melderegister gestrichen worden. Die Einwohnerzahl sank dadurch vom bisherigen Höchststand (93452) um 672 auf 92780. Innerhalb von zwei Jahren büßte die Stadt zahlenmäßig 1181 Einwohner ein und liegt damit auf dem Stand von 1999.
Laut Statistikstelle gibt es dafür mehrere Gründe. Im vergangenen Jahr wurde das niedrigste Geburtenaufkommen seit Jahren registriert: Nur 651 Neubürger erblickten in Ratingen das Licht der Welt. Der bisherige Tiefstwert (697) aus dem Jahr 2007 wurde deutlich unterschritten. Dazu kamen so genannte Wanderungsverluste (minus 261 Personen). Während in den Jahren 2002 bis 2007 jährlich durchschnittlich 4000 Menschen nach Ratingen zogen, waren es 2008 und 2009 nur knapp über 3500. Gleichzeitig blieb die Zahl jener, die der Stadt den Rücken kehrten, mit 3800 auf einem hohen Niveau.
Bis auf Tiefenbroich und Schwarzbach waren alle Stadtteile von Einwohnerrückgängen betroffen. Am stärksten ging die Bevölkerung im Zentrum (minus 128) und West (minus 127) zurück, in West verursacht durch das hohe Geburtendefizit, in West durch hohe "Binnenwanderungsverluste", also Umzüge in andere Stadtteile.
Diese Zuzüge konnten in den meisten Stadtteilen allerdings auch nicht die Verluste ausgleichen, die durch weniger Nachwuchs und Fortzüge entstanden sind. Prozentual musste Breitscheid (minus 50) und Ost (minus 88) am stärksten Federn lassen. Aber auch ein "Boom-Stadtteil" wie Lintorf verlor Einwohner und sank um 51 auf 15101. Erstmals seit 35 Jahren rutschte Eggerscheidt wieder unter die 1000er-Marke. Lediglich Tiefenbroich (plus 44) und Schwarzbach (plus fünf) konnten durch Wanderungsgewinne einen leichten Einwohneranstieg verzeichnen. In den vergangenen Jahren gab es regelmäßig Schwankungen: So sank die Einwohnerzahl von 1990 bis 1995 um 1170 um danach bis 2007 um 2569 anzusteigen. "Im Vergleich zu anderen Städten in der Umgebung stehen wir glänzend da", deutet Baudezernent Ulf-Roman Netzel die aktuellen Zahlen. Der Trend sinkender Einwohnerzahlen werde sich anderswo deutlicher niederschlagen. Netzel geht davon aus, dass Ratingen auch langfristig auf hohem Niveau bleibt. "In zehn Jahren wünsche ich mir immer noch die Neun vor der Zahl."
Die Bevölkerungsentwicklung wirkt sich natürlich auch im Baubereich aus. Mit Fertigstellung der beiden großen Neubaugebiete Felderhof und Wohnpark Lintorf wird neuer Wohnraum für rund 900 Personen geschaffen. Ansonsten sind Wohnbauflächen rar, es kann nur noch verdichtet werden. Netzel ist sich sicher, dass in Zukunft vor allem Modelle mit Mehrgenerationen-Wohnungen gefragt sind, wie sie etwa auf dem Gelände der alten Feuerwache entstehen sollen.
Mit recht stabilen Zahlen rechnet auch Sozialdezernent Rolf Steuwe. Anders als in den umliegenden Städten sorgen die jährlich 750 bis 850 neuen Schüler für planerische Sicherheit. Der Schwund werde allenfalls langsam einsetzen. Gleiches gelte im Kindergartenbereich. Da weiter Bedarf herrscht, werden sogar neue Kindergärten gebaut: auf dem Balcke-Dürr-Gelände und an der Schützenstraße. Außerdem ist auch das ehemalige Calor-Emag-Gelände als zusätzlicher Standort für einen Kindergarten im Gespräch.