Ratingen: Frische Luft für 233 000 Euro
Freizeithaus West: Die alte Klimaanlage ist marode, die Neue aber ein dicker Brocken – vor allem finanziell.
Ratingen. Das Freizeithaus West braucht eine neue Klimaanlage - zu dieser Überzeugung waren die Mitglieder des Bezirksausschusses schon vor einem Jahr gekommen. Doch als ihnen die Verwaltung vorrechnete, was das in etwa kosten würde, mussten sie doch tief schlucken: 233 000 Euro sollte die Anlage kosten. Einstimmig und etwas erschrocken ließen die Politiker den Haushaltsposten erst einmal sperren und verlangten eine ausführlichere Erklärung. Die liegt ihnen jetzt vor - an der Summe hat das indes nichts geändert.
Die Verwaltung zog den Fachverstand des Krefelder Ingenieurbüros Krawinkel hinzu und bekam es nach dem Ortstermin schriftlich bestätigt, "dass ein erheblicher Sanierungs- und Modernisierungsbedarf in Bezug auf die raumlufttechnischen Anlagen existiert."
Die monströse Anlage ist seit mehr als 25 Jahren in Betrieb und entspricht in vieler Hinsicht nicht mehr dem Stand der Technik. Das geht schon bei den Räumlichkeiten dafür los: Die alten Geräte sind in dem Raum über dem Stuhllager zusammen gepfercht und lassen sich schlecht bis gar nicht warten. Die Fachleute vermuten, dass die Wärmetauscher deshalb in den vergangenen Jahren stark gelitten haben und nicht mehr leistungsfähig sind.
Wenn bei Veranstaltungen im Saal gehustet wird, kann das auch daran liegen, dass die Lüftung nur einen groben Staubfilter verwendet. Statt des eingebauten Filters der Klasse EU 3 ist heute eigentlich ein Feinstaubfilter nach EU 7 üblich.
Auch die Energieeffizienz lässt zu Wünschen übrig: Die eingebaute Wärmerückgewinnung erreicht Nutzungsgrade von bestenfalls 50 Prozent - heute können leicht 82 Prozent erreicht werden. Außerdem gehen die Fachleute davon aus, dass die Anlage nicht mehr dicht und schlecht gedämmt ist.
Krawinkel rechnet außerdem vor, dass die Klimaanlage längst ihre Lebenszeit hinter sich hat. Nach üblichen Normen wird bei Lüftungsanlagen eine Nutzung von 20 Jahren veranschlagt, für Wärmetauscher und Ventilatoren setzt man zwölf Jahre an. "Die üblichen Standzeiten sind also deutlich überschritten", schreiben die Ingenieure und warnen vor Ausfällen und Havarien.
Die vorläufige Planung sieht nun vor, eine moderne Teil-Klimaanlage auf dem Dach des Freizeithauses zu installieren, die zwar Heizen und Kühlen kann, im Gegensatz zur Voll-Klimaanlage aber nicht die Luftfeuchte reguliert. Falls den Ratsmitgliedern in Anbetracht der Zahlen nicht die Luft wegbleibt, können die Arbeiten im nächsten Jahr beginnen. Das Geld dafür ist im Haushalt bereits vorgesehen.