Ratingen: Für den Käfer putzen gegangen
500 D-Mark bezahlte Inge Röhnelt als Studentin für einen fahrbaren Untersatz, der vor allem von Rost geplagt wurde.
Ratingen. "Der war hässlich. Hellblau - mit einem orangefarbenen Kotflügel. Aber mehr konnte ich mir damals nicht leisten!" An ihr erstes Auto, einen klapprigen und hochbetagten VW Käfer 1300, hat Kulturamtsleiterin Inge Röhnelt durchaus gemischte Gefühle. 500 D-Mark hat im Jahre 1976 der 40 PS starke Buckelporsche gekostet, den sie sich als 19-Jährige mühsam zusammengespart hat. "Ich habe damals in Düsseldorf studiert und bin nebenbei putzen gegangen, um mir das Auto überhaupt leisten zu können."
Wie alt der Wagen war, weiß sie nicht mehr. "Der hatte noch nicht das große Heckfenster." Wir tippen also auf Baujahr 1965/66. "Er klapperte schrecklich, aber er fuhr - das war für uns damals die Hauptsache." Ein Autoradio gab es nicht, "das wäre schon Luxus gewesen." Die nackte Grundausstattung musste für den Fahrspaß reichen. Obwohl die Bezeichnung "Spaß" sich dabei eher auf die Freude beschränkte, unabhängig von Bus und Straßenbahn zu sein.
Wie so viele Autos in dieser Zeit hatte auch Röhnelts bunter Käfer einen natürlichen Feind: den Rost. Besonders die Bodenbleche, Türschweller und Innenseiten der Kotflügel wurden von der Oxidation heimgesucht. Die Folgen sorgen heute in der Erinnerung mehr für Heiterkeit als damals: "Wenn ich bei starkem Regen auf der Autobahn unterwegs war, musste ich regelmäßig auf einen Rastplatz fahren und das Wasser aus dem Fußraum schöpfen."
"Es war trotzdem nett und schön", erinnert sie sich an zahlreiche Fahrten mit dem alten VW. Mehrmals sei sie mit Freunden - oft zu fünft - über die holprige Transitstrecke durch die DDR nach Berlin gefahren. Unvergessen ist auch die Tour zum Rockkonzert auf der Loreley, wo die damals noch völlig unbekannte Gruppe "BAP" ihren ersten Auftritt hatte. Zum Urlaub nach Griechenland ist Inge Röhnelt mit Freundinnen allerdings getrampt - "diese Tour hätte der Wagen nie durchgehalten."