Ratingen: Hochbetrieb in der Eierfabrik

In den Wochen vor Ostern haben sowohl die Hühner als auch die Mitarbeiter auf „Gut Aue“ viel zu tun.

Ratingen. "Eier, wir brauchen Eier!" Diese Forderung bellte einst Torwart-Legende Oliver Kahn mit geschwollener Stirnader in die Mikrofone der Reporter. Viel leiser, aber nicht weniger nachdrücklich murmeln diesen legendären Satz seit Wochen die Osterhasen vor sich hin. Denn sie bringen die Ostereier und haben am Sonntag ihren großen Tag.

Ob im Garten oder bei schlechtem Wetter, in Haus oder Wohnung: Auf die spannende Suche nach den bunten Eiern und kleinen Überraschungen freuen sich die Kleinen jedes Jahr aufs Neue. Damit am Ostersonntag auch viele Eier in die Nester gelegt und hinter Schränken versteckt werden können, müssen auch mehr gelegt und gefärbt werden.

Die Supermärkte merken die erhöhte Nachfrage: "Vor Ostern verkaufen wir doppelt so viele gefärbte Eier wie sonst. Die Tendenz geht sogar fast schon in Richtung der dreifachen Menge im Vergleich zum Rest des Jahres", erzählt Marco Saborowski, Marktleiter des Edeka-Supermarkts in Ratingen-Ost.

Doch woher kommen die vielen Eier, die in der Osterzeit zusätzlich im Handel sind? Schließlich kann man nicht einfach für ein paar Wochen zigtausende Hennen zusätzlich anschaffen oder deren Legeleistung erhöhen. "Wir haben grundsätzlich eine monatliche Überproduktion und geben in den Wochen vor dem erhöhten Eierbedarf weniger Eier in den Handel", erklärt Landwirt Peter Huber von Gut Aue.

Dort sorgen insgesamt 40000 Legehennen für Nachschub im Eierkarton: 3500 Hennen in Freilandhaltung, 12500 in Kleingruppen und 24000 in Bodenhaltung. Wobei der Boden sich auch schon einmal in lichter Höhe befinden kann: "Bei uns können sich die Hennen auf mehreren Etagen frei bewegen", erklärt Huber. Und wie im richtigen Leben sichern sich die stärkeren Tiere die Plätze mit der schönsten Aussicht. Je nach Haltung variiert auch die Legeleistung.

In Kleingruppen legt eine Henne 280 Eier im Jahr, in Bodenhaltung 270, im Freiland rund 250. Und dafür muss auch mit Technik nachgeholfen werden: Mit Kunstlicht wird den Hennen ewiger Frühling vorgegaukelt, der zum Eierlegen anregt. Im Herbst und Winter würde die Legezahl sonst deutlich zurückgehen.

Von Hand eingesammelt werden die Eier übrigens nur im Werbefernsehen. Auf Gut Aue transportieren Förderbänder die gelegten Eier zur Sammel- und Sortierstelle - auch bei der Bodenhaltung. "Die Hennen sind darauf trainiert, die Eier in Legenestern zu legen, und die sind ebenfalls an die Transportbänder angeschlossen."

110 Gramm Futter vertilgt eine Henne täglich, macht bei 40000 Stück rund vier Tonnen pro Tag. Das Futter mischt Huber selbst: Mais, heimischer Weizen, Rapsöl, Sojaschrot, Kalk und Mineralien werden in der eigenen Mühle verarbeitet und direkt zu den Futterautomaten geblasen.

Damit aus den Eiern auch richtige Ostereier werden, müssen sie gefärbt werden. Das wird aber nicht auf Gut Aue erledigt. Für die leuchtend bunten Farben sorgen spezielle Färbereien, die vor Ostern natürlich Hochkonjunktur haben. Dort sind die Anlagen in den drei Wochen vor den Feiertagen bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet. Die rohen Eier werden über ein Förderband zunächst maschinell gekocht. Genau sieben Minuten lang, da der Dotter für einen besseren Geschmack noch weich sein soll. Danach sorgen moderne Färbemaschinen für die ein- oder mehrfarbige Verzierung.

Als Ostereier taugen übrigens ganz frisch gelegte Eier überhaupt nicht. "Dies mag vielleicht manchen Ostereierfreund wundern, aber das ideale Ei für den Färbeprozess ist tatsächlich bereits zehn Tage alt", erzählt Landwirt Huber. Nach dieser Zeit habe sich das Eiklar gefestigt und das hartgekochte Ei lasse sich dann prima pellen. Wenn beim Schälen das Eiweiß überall fest an der Schale haftet, war das Ei noch zu frisch.