Ratingen: Immer mehr ziehen nach Ost
Zum ersten Mal seit 2003 ist die Einwohnerzahl 2008 gesunken. Doch Auswirkungen auf Infrastruktur und Bildung hat diese Tatsache nicht.
Ratingen. Sie kommen immer mit Verzögerung - die Statistiken für das vergangene Jahr. Und allzu oft sind manche Zahlen vorhersehbar, weil sie sich seit Jahren nicht mehr geändert haben. Doch dieses Jahr ist das anders - zumindest, wenn es um die Bevölkerungszahl geht.
Da verkündet die Stadt, dass erstmalig seit 2003 die Bevölkerungszahl rückgängig ist. Haben 2007 noch 93.452 Menschen in Ratingen gelebt, waren es 2008 noch 92.780. Das sind 672 Einwohner weniger. Das ist zunächst erstaunlich, weil bis zum vergangenen Jahr sich immer mehr Menschen in Ratingen angemeldet hatten.
Doch von einem Trend sinkender Bevölkerungszahlen könne nicht gesprochen werden, sagt Gabriele Labes vom Statistikamt der Stadt. Denn der Grund für die sinkende Bevölkerungszahl sei der Anstieg der Fortzüge. Und die wiederum stehe unter dem Einfluss der Einführung der Steuer-Identifikationsnummer.
"Personen, die zwei Wohnsitze, haben, wurden genau überprüft. Dabei kam eben heraus, dass viele eben nicht wirklich in Ratingen wohnen", erklärt Labes Und die seien dann eben abgemeldet worden und fallen nun aus der Statistik heraus.
Einen genauen Blick auf die einzelnen Stadtteile zeigt: Ratingen Ost hat an Einwohner gewonnen (plus 0,2 Prozent). Ratingen West (minus 1,1 Prozent), Tiefenbroich (minus 1,4 Prozent), Breitscheid (minus 1,8 Prozent) und Schwarzbach (minus 2,9 Prozent) haben verloren.
Die Frage, warum ausgerechnet Ratingen Ost an Einwohner gewonnen hat, stellt sich auch die Stadt. "Deshalb wird in den kommenden Monaten genau überprüft, wie die Bautätigkeit in diesem Stadtteil aussieht.
Und obzum Beispiel aufgrund eines besseren Wohnungsangebotes dieser Stadtteil für viele attraktiver ist als andere." Sollte dies der Fall sein, müsste man schauen, welche Konsequenzen das für Stadtteile mit schrumpfender Einwohnerzahl haben könnte.
Das zeigt: Zahlen können ganz konkrete Auswirkungen haben. Aber nicht nur auf Bauvorhaben, sondern auch auf den Ausbau und die Entwicklung von Schulen, und Kindergartenplätze. Aber wie schon gesagt: Sie können es, müssen es aber nicht.
So sieht zum Beispiel Christa Seher-Schneid, Leiterin des Jugendamtes, keine Konsequenzen für das Betreuungsangebot in der Stadt. "Auch wenn die Einwohnerzahl insgesamt gesunken ist, so haben wir 60 Geburten mehr im vergangenen Jahr gehabt."
Und aufgrund dieser Zahl müsse man sich nun überlegen, ob die Betreuungsplätze für die Unter-Dreijährigen nicht erhöht werden muss.
Auch im Schulverwaltungsamt ist Leiter Johannes Kraft sicher, dass bei den Schulen alles beim Alten bleibt - auch in Ratingen West, obwohl dort die Einwohnerzahl am stärksten zurückgeht. "Aber das wird sich ändern, sobald das neue Wohngebiet am Felderhof fertig ist. Dann werden viele junge Familien mit schulpflichtigen Kindern dort wohnen", sagt er.
Und auf die Höhe der Landeszuschüsse, die meistens über Pro-Kopf-Zahlung an die Kommunen abgegeben werden, hat die hauseigene Statistik der Stadt keinen Einfluss. Denn das Land arbeitet mit eigenem Zahlenmaterial als Grundlage für die Zuschüsse. Laut Statistischem Landesamt leben dann nicht mal mehr 92.780 Menschen in Ratingen, sondern nur noch 92.076 .