Ratingen: Kaum saniert, schon marode

Erst vor sechs Jahren wurde die Brücke am Stadion erneuert, nun sind weitere 250 000 Euro für Sanierungen fällig. Auch die übrigen 79 städtischen Brücken werden teuer.

Ratingen. Sie wirkt trotz ihres Alters noch immer elegant und modern, auf den zweiten und dritten Blick offenbart sie jedoch, dass sie bereits in die Jahre gekommen ist: die Schrägseilbrücke am Stadion. 36 Jahre hat sie mittlerweile auf dem Buckel, eigentlich kein Alter für Brückenbauwerke. Doch in diesem Fall haben sie ihre Spuren hinterlassen. Das 233 Meter lange Bauwerk muss für knapp eine Viertel Million Euro saniert und repariert werden.

Dabei war die Brücke, die sich filigran über die Gleise der Westbahn schwingt, seinerzeit als "wartungsfrei" bezeichnet worden. Doch diese Bezeichnung, so wohlklingend sie ist, erwies sich schon vor sechs Jahren zwar als wohlklingend, aber trügerisch: Bei Untersuchungen wurde 2004 festgestellt, dass die Brücke bis in den Kern marode war: Betonschäden und -abplatzungen sowie massive Korrosionsschäden an den Stahlbauteilen. Damals musste die Stadt 300 000 Euro in die Hand nehmen, um die Brücke instand zu setzen.

Bei einer intensiven Brückenkontrolle, zu der die Stadt alle sechs Jahre verpflichtet ist, wurden jetzt weitere Schäden festgestellt, teilweise muss aber auch der normale Verschleiß repariert werden. So ist der Gehwegbelag, eine mehrere Millimeter dicke Epoxidharzschicht, abgenutzt und muss erneuert werden. Der Pylon, die hoch aufragende "Stange", an der die Tragseile befestigt sind, wie auch die Seile selbst müssen gründlich entrostet werden. Dann sollen sie einen neuen, silbergrauen Anstrich erhalten.

Größter Brocken ist jedoch die Entwässerung, die komplett erneuert werden muss. Dort haben Undichtigkeiten zu "fetten Rostfahnen" geführt, wie Gerhard Odenthal, Brückenexperte im Tiefbauamt, erklärt.

Neben den normalen Spuren, die der Zahn der Zeit an der Brücke hinterlässt, ist es aber vor allem die Konstruktion, die zu schaffen macht. Die Brückenhersteller hatten seinerzeit sämtliche Hohlräume ausgefüllt und abgedichtet, um die Brücke "wartungsfrei" zu bekommen. Das hatte zur Folge, dass normale Inspektionen der Bausubstanz kaum möglich waren.

Um den Zustand genauer unter die Lupe nehmen zu können, mussten Befestigungspunkte aufgeschweißt und Hohlräume mit Endoskopen untersucht werden. So ist die tragende Stahlkonstruktion - ein enger, kaum begehbarer Hohlraum - zwar geschlossen, aber nicht luftdicht. Drinnen rostet es munter vor sich hin. "Bei der neuen Brücke Tiefenbroicher Straße wird die Konstruktion luftdicht verschweißt. Wenn der eingeschlossene Sauerstoff durch Korrosion verbraucht ist, kann nichts mehr weiter rosten", sagt Odenthal.

Nach der Sanierung soll die Brücke auch ins rechte Licht gerückt werden: Geplant ist, Seile und Pylon nachts anzustrahlen, um so die moderne Konstruktion auch in der Dunkelheit wirken zu lassen.

Gut 80 Brücken gibt es im Stadtgebiet - eine Kostenfalle: Denn bei etlichen älteren Bauwerken steht in den kommenden Jahren eine Sanierung an. So muss etwa die Tragkonstruktion der Brücke an der Auermühle komplett erneuert werden.