Ratingen: Schöner Wohnen auf Altlasten

Das Gelände der ehemaligen Spiegelglasfabrik soll sich von einem Gewerbe- in ein Wohngebiet wandeln.

Ratingen. Einen ganz neuen Stadtteil will die Verwaltung im Ratinger Süden aus dem Boden stampfen (lassen). Auf dem ehemaligen Gelände der Spiegelglasfabrik soll eine neue Siedlung mit weit über 200 Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften entstehen. Das sehen zumindest die Ergebnisse eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs vor, der im Juni durchgeführt wurde.

Für dieses Projekt müsste aber der Flächennutzungsplan geändert und ein entsprechender Bebauungsplan aufgestellt werden. Beides will das Planungsamt quasi "in einem Rutsch" den politischen Gremien zum Beschluss vorlegen. Dabei hat es das ganze Projekt durchaus in sich. Nicht nur von seinen Dimensionen her (Baulandgröße über fünf Hektar, Bauvolumen geschätzt mindestens 50 Millionen Euro), sondern auch wegen des Plangebietes selbst: Wegen der Altlasten der früheren Spiegelglasfabrik musste das Gelände saniert werden.

Diese Maßnahmen waren im November 2002 abgeschlossen, das Gelände stand als Gewerbegebiet für weitere Nutzung zur Verfügung. Auflage war allerdings, dass als letzter Bestandteil der Sanierung die Oberfläche durch die Gewerbebauten und Straßen versiegelt werden sollte.

Hinsichtlich der Lärmbelastung könnte das geplante Wohnviertel ein echtes Sorgenkind werden. Mit "passivem Schallschutz" sollen die neuen Häuser im Norden zur Volkardeyer Straße und dem Lidl-Markt hin geschützt werden. Für die direkt vor den Haustüren vorbeirauschenden Güterzüge bräuchte es allerdings noch mehr: eine "riegelartige Wohnbebauung" zur Abschirmung, möglicherweise eine Lärmschutzwand, Schallschutzfenster und Lüfter wie in der Einflugschneise. In einer schalltechnischen Untersuchung werden zusätzlich "Grundrissoptimierungen" bei der Anordnung der Aufenthaltsräume vorgeschlagen.

Der Bebauungsentwurf sieht eine Aufteilung in verschiedene Baufelder vor. Nach Westen hin (zur Straße Felderhof) sollen Stadtvillen stehen, nach Osten hin (bis zur Bahnstrecke) verdichtet sich die Bebauung bis hin zu Reihenhäusern "als Abschluss und Pufferzone". Die Planer wollen bei der Bebauung keine gleichförmige, anonyme Wohnanlage, sondern in den Zufahrtsstraßen platzartige Flächen schaffen - als "Treffpunkt und Kommunikationsort" für Nachbarn.