Ratingen: Schüler-Wettbewerb - Dem Körper-Kult auf der Spur

Der Schülerkulturpreis hat bei seiner zweiten Auflage richtig eingeschlagen: Das Thema „Körper“ hat die Schüler von sechs Schulen sichtlich angespornt.

Ratingen. Heidi Klum hat es der Jugend gerade erst wieder eingebläut: Schön müsst ihr sein! Schlank ist sexy, Schein ist Sein, Körper ist Kult. Dass der Körper auch Kunst sein kann, haben jetzt Ratinger Schüler erprobt.

Der Schülerkulturpreis hat in diesem Jahr offenbar den Nerv seiner Zielgruppe getroffen. Der eigene und der fremde Körper ist schließlich das große Thema für Kinder und Jugendliche. Die Auseinandersetzung damit hat ihnen sichtlich Spaß gemacht.

Damit ist die zweite Auflage des Schülerkulturpreises deutlich besser gelungen, als der erste Versuch vor zwei Jahren. Davon sind die Verantwortlichen im Kulturamt überzeugt, allen voran Amtsleiterin Inge Röhnelt: "Wir wollten ein Motto, das den Jugendlichen hilft, über sich selbst und die Gesellschaft nachzudenken."

Dass diese Reflexion gelungen ist, können die Ratinger ab Dienstag im Stadtmuseum sehen. Dort werden viele der Wettbewerbsbeiträge ausgestellt. So zum Beispiel die Fotostrecken, die Siebtklässler der Friedrich-Ebert-Realschule beisteuern.

"Wir haben das Thema Magersucht in den Vordergrund gestellt", erklärt Kunstlehrerin Simone Schroff. Die Kinder haben sich in Zellophanfolie eingeschnürt, krümmen sich am Boden, wirken blass und hilflos - beklemmend auch für den Betrachter.

Eine Schülerin kam auf die Idee, mit Licht und Schatten zu spielen. Von Bild zu Bild wird der Schatten dürrer, aber auch wichtiger. Sie selbst tritt in den Hintergrund. Die Arbeiten stecken voller Metaphorik.

Und längst nicht alle sind so bedrückend: Der 13. Jahrgang am Kopernikus-Gymnasium hat poppig-bunte Installationen im Stile eines Roy Lichtenstein gebaut. Körper sind käuflich, ist die offensichtliche Botschaft.

Von den Lehrern kam Material, die kreativen Techniken und sicher auch die eine oder andere Idee - "aber die Schüler haben selbst viel experimentiert und weiter entwickelt", hat Schroff beobachtet.

Deshalb ist die Bandbreite letztlich auch enorm geworden: Da gibt es Collagen, Objekte aus Drahtgitter oder Spanplatten, Schüler sind in den Tanzsack geschlüpft oder in fremde Rollen - denn auch ein Theaterstück gehört zu den Beiträgen. Es wird am Tag der Preisverleihung zu sehen sein.

Am Ende stehen nun nicht nur viele sehenswerte Arbeiten, sondern auch neue Erkenntnisse bei den Schülern, meint Hella-Sabrina Lange, die als städtische Kulturpädagogin den Wettbewerb begleitet hat: "Wir sind über die Kunst auch ganz stark an die Persönlichkeiten gekommen."

Auch die Sozialpädagogin Monique Büsch-Krömer ist beeindruckt, was der Wettbewerb ausgelöst hat: "Besonders die Jungs waren hoch konzentriert dabei, haben zum Beispiel mit Pappmaschee modelliert."

Die Preise - es gibt 500, 300 und 200 Euro - treten dabei fast in den Hintergrund. Dennoch wird die Jury eine Entscheidung fällen müssen. Das dürfte die vielleicht schwerste Aufgabe des Wettbewerbs sein.

Ab Dienstag schauen sich die Juroren in der Ausstellung um, dann sehen sie sich das Theaterstück an - und vergeben schließlich drei Preise quer über alle Genres und Altersgruppen. Röhnelt schwant eine harte Abwägung: "Wir haben zwar einen kleinen Kriterienkatalog - pfiffige Ideen zählen und die künstlerische Umsetzung. Aber die Entscheidung wird sicher schwer."