Realschule in Tönisheide fürchtet um ihre Existenz
Die geplante neue Nevigeser Gesamtschule muss offenbar doch eine Oberstufe haben — und dafür ist der Standort Heinrich-Kölver-Schule im Gespräch. Dort formiert sich der Protest.
Tönisheide. Die Heinrich-Kölver-Realschule in Tönisheide fürchtet um ihre Existenz, sollte der Stadtrat im Januar die Einrichtung einer zweiten Gesamtschule in Neviges zum Schuljahr 2011/2012 beschließen. „Wenn der Antrag durchkommt, bedeutet dies das Aus für unsere Realschule“, sagte am Mittwoch Schulleiter Peter Gembach im Gespräch mit der WZ.
Hintergrund: Im Gebäude der Hardenbergschule ist kein Platz für eine Oberstufe. Der Schulausschuss hat am 8. November auch lediglich die Einrichtung einer Gesamtschule mit Sekundarstufe I beschlossen — für die Oberstufe sollten Kooperationen mit bestehenden Velberter Schulen geschlossen werden.
Doch dies ist offenbar nicht genehmigungsfähig: „Im Antragsverfahren (. . . ) bei der Bezirksregierung Düsseldorf wurde die Stadtverwaltung mit der zusätzlichen Auflage konfrontiert, dass die für eine Gesamtschule notwendige Oberstufe am Standort der Heinrich-Kölver-Realschule eingerichtet werden müsse“, informiert die Kölver-Schule auf ihrer Homepage. „Sollte der Stadtrat einen solchen Beschluss in seiner nächsten Sitzung am 18. Januar fassen, wäre damit die HKS von der baldigen Schließung bedroht und müsste ihren Betrieb spätestens bis 2015 einstellen.“
Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach bestätigt: „Wenn der Rat am 18. Januar beschließt, die Gesamtschule zum Schuljahr 2011/12 einzurichten, dann müssen wir auch einen Standort für die Sekundarstufe II in einem Gebäude in der Nachbarschaft nachweisen. Das ist die gesetzliche Regelung.“ Die Stadtverwaltung werde daher nach derzeitigem Stand empfehlen, „sich mit der Entscheidung noch etwas Zeit zu lassen“. Allerdings, so Blißenbach, liefen derzeit intensive Gespräche mit der Bezirksregierung. „Die werden sich voraussichtlich auch bis kurz vor den Sitzungen im Januar hinziehen.“
Auf Gespräche mit der Bezirks- und der Landesregierung setzt auch SPD-Ratsherr und -Fraktionsgeschäftsführer Volker Münchow. Für ihn kommt der Protest von Seiten der Tönisheider Realschule, der sich bereits in Mails an die Ratsmitglieder äußert, verfrüht. „Kein Mensch denkt ernsthaft darüber nach, der Heinrich-Kölver-Realschule den Saft abzudrehen.“
Vielmehr sollte es aus Münchows Sicht möglich sein, die Einrichtung der Gesamtschule samt Oberstufe jetzt zu beschließen — die Frage der räumlichen Unterbringung letzterer aber noch offen zu lassen. „Dies jetzt schon festzulegen, ist unsinnig. Die Schulstruktur in Velbert ist im Fluss, allein schon wegen der abnehmenden Schülerzahlen. Und wir haben jede Menge Schulgebäude. Theoretisch ergeben sich viele Möglichkeiten, wo die Oberstufe untergebracht werden könnte“, sagte Münchow. Und: „Was wir auf keinen Fall wollen, ist eine Art Schulkrieg.“
„Volle Unterstützung für die Realschule“ kündigt CDU-Vorsitzender Torsten Cleve, stellvertretender Vorsitzender des Schulausschusses, an. „Wir haben unter anderen Rahmenbedingungen zugestimmt, dass die Hardenbergschule umgewandelt wird, nämlich zu einer Gesamtschule ohne Oberstufe bei gleichzeitiger Reduzierung der Zügigkeit der Gesamtschule Mitte“, sagte Cleve. Für die CDU sei klar, dass eine neue Gesamtschule nicht bestehende Schulen in Bedrängnis bringen dürfe. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen Gesamtschule, aber anstatt das mit der Brechstange durchsetzen, müssen wir vielleicht noch ein Jahr warten und ein schlüssiges Konzept beschließen.“
Die Schulpflegschaft der Kölver-Schule wollte sich am Mittwoch Abend zu einer außerordentlichen Sitzung treffen. Am Donnerstag würden die Klassenlehrer mit ihren Schülern über das Thema sprechen, sagte Gembach. „Ich habe dazu aufgerufen, keineswegs Panik zu verbreiten. Noch ist nichts entschieden — und wir begreifen das auch als lebendigen Politikunterricht“, sagte der Schulleiter. Für die Sitzungstage im Januar (siehe Kasten) will Gembach Demos vor dem Rathaus anmelden.