Sängerkreis probt, um nicht wie Roy Black zu klingen
Der MGV aus Wülfrath wird in diesem Jahr 130 Jahre alt und gibt ein großes Konzert.
Wülfrath. Ein kurzer Moment der Ausgelassenheit: „Das Wort ,einem’ darf nicht falsch betont werden, sonst klingt es wie bei Heino oder schlimmer noch, wie bei Roy Black.“ Chorleiter Lothar Welzel macht es lautmalerisch vor. Die 80 Männer vor ihm lachen. Doch Welzel kann auch anders: „Hört auf zu quatschen. Das nervt mich.“ Die Mitglieder des MGV Sängerkreis und des befreundeten MC Velbert zucken kurz und haben verstanden. So ein Probentag ist kein Wochenendausflug. Da sorgt Welzel für.
Es ist eine Art strenges Trainingslager, das der Sängerkreis bezogen hat. Am 10. Mai gibt er sein großes Jubiläumskonzert in Velbert. Bis dahin will „Trainer“ Welzel sein Team fit kriegen. Im Berufsbildungszentrum von Rheinkalk verpasst er seinem Chor und den Gästen aus Velbert den Feinschliff. „Denn es kommt nicht nur auf die richtigen Töne an, sondern auch das wir die Texte richtig interpretieren und betonen“, erläutert Welzel.
Zum Auftakt des Probentages hat er die Notenblätter für einen echten Brocken verteilt. Mendelssohn-Bartholdys „Festgesang an die Künstler“. Krachendes Forte zum Auftakt, verschwindendes Piano in der Folge, immer wieder Tempowechsel. Welzel sitzt hinter dem Keyboard und hat alle Hände voll zu tun — nicht nur als Begleiter an den Tasten, sondern vor allem als Einsatz anzeigender Chorchef.
Nun hat er die Bässe im Visier. Zufriedenheit sieht anders aus. Immer wieder unterbricht er nach wenigen Takten. „Können wir den Rhythmus entschlossener machen?“, fragt er rhetorisch in die Richtung der ersten Bässe. Können sie. „Und bitte nicht nur die Note richtig singen, sondern auch an die Länge des Tons denken“, sagt er später. Welzel führt ein strenges Regiment. Doch der Erfolg stellt sich ein. Als der „Festgesang“ erstmals von allen angestimmt wird, ist der Zauber da. Da wirkt der Männerchorgesang!