Sanierung: Stadtkirche ist jetzt Baustelle

Als Erstes lässt die Gemeinde den Sockelbereich um das Gebäude sanieren. Im kommenden Jahr wird dann die Fassade bis unters Dach erneuert.

Neviges. Mit der Sanierung der maroden Fassade der evangelischen Stadtkirche ist in dieser Woche begonnen worden. Arbeiter haben mit Spitzhacke und Schaufel einen ersten kleinen Teil der Außenwände der Kirche freigelegt. Bis Ende des Jahres sollen sie sich einmal um die ganze Kirche herumgearbeitet haben. Die Außenmauern des rund 800 Jahre alten Gotteshauses müssen von außen komplett saniert werden.

Fugenmaterial und Mörtel sind im Laufe der Jahrhunderte porös geworden und bröckeln immer mehr aus der Wand. Ein Seiteneingang der Kirche wurde sogar mit Brettern geschützt, damit Besucher nicht durch herabfallende Steine verletzt werden.

„Der komplette Sockelbereich der Kirche wird jetzt nach und nach freigelegt. Wir lassen dann die Statik regelmäßig prüfen und verfüllen die alten Steine in der Mauer mit einem Spezialmörtel, der nach altem Rezept hergestellt wird“, sagt Architekt Ludger Riße, der für die Gemeinde die Steuerung der Sanierungsarbeiten übernommen hat. Anschließend wird vor die Wand ein fester, wasserundurchlässiger Boden eingebracht, um die Kirche vor Feuchtigkeit zu schützen. „Ganz werden wir das aber sicherlich nicht hinbekommen“, sagt Riße.

Wenn die Arbeiten im Sockelbereich abgeschlossen sind, werden die Außenwände bis unters Dach saniert. „Das steht erst im kommenden Jahr an, wenn wir Gerüste auf den neu verfestigen Boden am Sockel der Kirche aufbauen können“, sagt Riße.

Probebohrungen in einem Musterfeld an der südlichen Außenwand hätten ergeben, dass das Mauerwerk noch recht gut erhalten ist. Nur das Fugenmaterial muss großflächig erneuert, zudem müssen an einigen Stellen Steine ausgetauscht werden. Riße: „Aber man kann die Wände gut sanieren.“ Alle Arbeiten werden mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt.

Sorgen bereiten der Gemeinde nach wie vor die hohen Kosten für die umfangreichen Arbeiten, die nach Angaben von Pfarrer Detlef Gruber mit rund einer Millionen Euro zu Buche schlagen werden. 350 000 Euro schießen Land und Bund zum Erhalt des Kirchenbaus zu, den Rest muss die Gemeinde selbst aufbringen.

100 000 Euro sollen über Spenden und Veranstaltungen zusammenkommen. Während der gesamten Sanierungsarbeiten kann die Kirche für Gottesdienste genutzt werden. Allerdings wurde die Orgel eingehaust, in Plastikfolie eingepackt. „Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls Baustaub in die Kirche kommen sollte“, sagt Pfarrer Gruber. In der Kirche selbst stehen vorerst keine Sanierungsarbeiten an. Dafür hätte die Gemeinde auch gar kein Geld mehr. Pfarrer Gruber: „Wenn die Stadtkirche saniert ist, sind wir pleite. Dann haben wir nichts mehr, um noch irgendwas sanieren zu können.“