Schüler schnuppern in Berufe
34 Referenten stellen Gymnasiasten beim Primanertag verschiedene Arbeitsplätze vor.
Wülfrath. „Ich habe bislang keine Orientierung, was ich nach dem Abi machen soll“, sagt Yvonne ganz offen. Damit ist die 17-Jährige nicht allein, die wenigsten ihrer Mitschüler des städtischen Gymnasiums aus den Stufen E, Q1 und Q2 (Jahrgänge 10 bis 12) wissen, was konkret nach der Schule beruflich werden soll.
Und weil die Lehrerinnen Sandra Ziller und Steffi Reuter ahnen, dass durch die auf acht Jahre verkürzte Gymnasialzeit sowie den Wegfall der Bundeswehr die Bedenkzeit für junge Leute immer kürzer und schwieriger wird, organisierten sie wieder einen Primanertag.
„Architektur und künstlerische Bereiche fehlen uns, abgesehen davon decken wir ein breites Spektrum ab“, bewertet Ziller das Angebot von den insgesamt 34 Referenten, inklusive Studienberater der Uni Wuppertal und Münster, die im prallen Arbeitsleben stehen: Ärzte, Anwälte, Banker, Verwaltungsmitarbeiter, Maschinenbauer, Polizisten, ein Flugkapitän und ein Redakteur der WZ.
In Mathe und Physik bin ich gut, da liegt ein Maschinenbaustudium nahe“, erklärte Niklas (18), warum er sich für diesen Fachvortrag entschieden hat. Auch Julius (15) und Jan (15) wollten den Vortrag besuchen, „Naturwissenschaften und Technik interessieren mich. Außerdem studiert mein Bruder das Fach und findet es cool“, sagt Julius.
Ganz sicher, ob er sich tatsächlich in zwei Jahren hierfür an der Uni einschreiben wird, ist er allerdings nicht. „Mal gucken, was noch so kommt.“
Und genau dafür ist der Primanertag konzipiert, in verschiedene Bereiche hineinschnuppern zu können, Fragen zu stellen und ein wenig genauer zu wissen, was wirklich passiert. So berichtete Psychotherapeut Michael Botho aus seinem Praxisalltag, und Leah, Leo, Laura, Daria, Nele sowie Jacqueline hörten gut hin.
Ähnlich ging es bei einem prä-klinischen Forscher zum Alltag eines Biologen zu. „Was ich mache, machen nur Leute, die einen hohen Frustrationslevel haben“, erklärte Tibor Schomber. „Über 90 Prozent der Dinge, die ich ausprobiere, landen letztlich in der Tonne.“ Über das, was gelingt und weiterentwickelt wird, freut man sich „außerordentlich“.
Diese authentische Art, „offen und ungeschminkt aus dem Berufsalltag zu erzählen, fand ich total gut“, sagte Renee (16). „Der hat das nicht bloß schön geredet, jetzt bin ich klüger.“ Forschung findet sie „total interessant, aber ich glaube, ich tendiere mehr zu Medizin“. Und verschwand zur entsprechenden Info.
Auch für Yvonne (17) lichtete sich das Feld. „Ich habe eben einem Polizisten zugehört. Und das war sehr erhellend.“ Schön sei in dessen Job, dass man morgens nicht weiß, was tagsüber passiert. „Aber Verabredungen kannst du vergessen.“
Auch über die Karrieremöglichkeiten und wie viel Geld verdient wird, sei sie umfassend informiert worden. „Jetzt gehe ich nur noch zu dem Berater für Sozialarbeit. Irgendwo ist das Passende für mich dabei.“