Wülfrath Schiedsleute ziehen nach vier Jahren Bilanz
Wülfrath · Jochen Gödde und Lutz Salamon sind ehrenamtliche Schiedsleute für die Stadt Wülfrath.
. Seit vier Jahren sind Lutz Salamon und Jochen Gödde als Schiedsleute für die Stadt Wülfrath im Einsatz. Einmal in der Woche, jeweils donnerstags, sind die beiden ehrenamtlich tätigen Männer in ihrem Büro im Erdgeschoss des Rathauses anzutreffen. „Seit unserem Amtsantritt haben wir 23 Verfahren durchgeführt“, verrät Lutz Gödde anlässlich einer Pressekonferenz, in der die vergangenen Jahre Revuee passiert werden. „Uns beschäftigen natürlich nicht ausschließlich die Verfahren. Es gibt um die Fälle herum auch Orts- und weitere Besprechungstermine“, ergänzt Jochen Gödde.
Zu ihnen kommen Menschen, die so sehr in Streit geraten sind, dass sie alleine keine Einigung mehr erzielen können. Oft handelt es sich um Nachbarschaftsstreitigkeiten. „Ob beispielsweise ein Ast über den Nachbarszaun hängt oder Pflanzabstände nicht eingehalten wurden, kann einen Streit auslösen“, sagen sie Herren. Dann treten die Schiedsleute als sogenannte Mediatoren (Schlichter) in Erscheinung und versuchen zwischen den Parteien zu vermitteln.
Zwei Drittel der Fälle, die in den vergangenen vier Jahren auf ihrem Schreibtisch gelandet sind, konnten Gödde und Salamon gütlich klären. Für die verstrittenen Parteien hat das gleich mehrere Vorteile. „Zunächst einmal sparen sie durch uns viel Geld. Anwälte und Gerichtsverfahren sind wesentlich teurer“, bemerkt Gödde. „Zudem können wir Vergleiche erzielen. Bei einem Gerichtsverfahren geht meist eine Partei als Verlierer aus dem Streit hervor.“ Maximal 50 Euro kostet die Abwicklung eines Verfahrens inklusive urkundlicher Einladung. Diese hat für den Eingeladenen Gültigkeit und kann bei Terminausfall sogar zu einem Bußgeld führen. Dieses mussten die beiden Herren aber noch nicht verhängen.
„Wir sind das kleinste siegelführende Amt“, erklärt Salamon, der von Hause aus Elektrotechniker ist und später eine Coaching-Firma gründete. „In meinem Beruf komme ich oft mit Menschen in Kontakt, zwischen denen ich vermitteln muss. Daher habe ich mich um die Stelle als Schiedsrichter beworben“, so der Ehrenamtler. Gödde hingegen ist Lehrer an einem Gymnasium in Mettmann. Dort hat er eine Schiedsgruppe für Schüler ins Leben gerufen und wollte seine Tätigkeit in diesem Bereich ausbauen.
Wird eine Einigung erzielt,
macht das die Schiedsleute stolz
„Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der wir uns wöchentlich stellen“, so Jochen Gödde, der sein Ehrenamt trotzdem nicht bereut. „Die Fälle lassen uns persönlich nicht unberührt, wenn wir jedoch eine Einigung erzielen konnten, macht auch uns das stolz.“ Als Schiedsamt der Stadt Wülfrath sind die Herren dem Amtsgericht Mettmann unterstellt, müssen dort einmal im Jahr ihre Fälle darlegen. „Zudem besuchen wir mehrmals im Jahr Seminare, damit wir auch ein rechtlich fundiertes Fachwissen bekommen“, erläutern die beiden Ehrenamtler. „Wir sind beide keine Juristen, müssen aber zumindest Basiswissen- beispielsweise im Nachbarschaftsrecht- vorweisen, um gütige Einigungen erzielen zu können.“
Im nächsten Jahr wählt der neue Stadtrat erneut zwei Schiedsleute für die Stadt. Ob sich Jochen Gödde und Lutz Salamon nochmals zur Verfügung stellen werden, können sie noch nicht mit Gewissheit sagen. Dass ihnen ihre Tätigkeit aber persönlich viel gebracht hat, dessen sind sich die beiden Herren abschließend sicher.