Schließung von Stadthalle - Das Ende ist besiegelt
Nach dem Erntedankfest der Landjugend im Oktober wird die Stadthalle endgültig geschlossen.
Neviges. Der Rost an den Metallrahmen der Fenster ist nicht mehr zu übersehen. Der Lack blättert ab. Vor einem Nebeneingang sind die beiden Stufen arg ramponiert. Die abgebrochenen Teile wurde an den Rand gekehrt. Auf der Treppe liegt eine durchnässte Zeitung, durch den Raureif an den Boden gepappt. Schon jetzt wirkt die Stadthalle Neviges so, als wäre sie geschlossen. Ist sie aber nicht. Noch nicht. Im Oktober wird sie ein letztes Mal mit Publikum geflutet — zum Erntedankfest der Landjugend.
Auch wenn die Stadt das Kulturhaus an das Tanzsportzentrum Velbert (TSZ) verpachtet hat: Die Kosten, die für die Stadtkasse anfallen, sind immer noch immens. 75 000 Euro schlagen pro Jahr zu Buche. Und das für ein Gebäude, das zeitgemäßen Ansprüchen in Bezug auf Ausstattung und Dämmung nicht entspricht. Am vergangenen Wochenende spürten das einmal mehr die Sängerinnen des Frauenchors Neviges und die 300 Besucher ihres Konzerts. Es war bitterkalt. „Obwohl die Heizungskörper bollerten“, wie TSZ-Vorsitzender Peter Weiß betont. Von Isolierung könne eben keine Rede sein. „Sobald der Bühnenvorhang aufgezogen wird, kriecht die Kälte in den Saal. Das ist seit Jahren so“, sagt Weiß.
Die Stadthalle und deren Aus ist für viele Ur-Nevigeser das Symbol dafür, dass Velbert sich nicht für den Stadtteil interessiert. „Man hat die Stadthalle vergammeln lassen. Und jetzt geht es nicht mehr.“ Dieser Vorwurf wurde in der Sitzung des Bezirksausschusses (BZA) in der vergangenen Woche mehrfach wiederholt. Eine Kritik, die Weiß nicht mehr hören kann: „Da machen es sich einige zu einfach“, sagt er. Den heutigen Zustand dürfe man nicht der Stadt Velbert allein zuschreiben. „Die Stadt Neviges hat früher auch nichts für den Erhalt getan“, ist er überzeugt.
Rund zwei Millionen Euro, besagen vorsichtige Schätzungen aus dem Jahr 2009, würde eine Sanierung kosten, um die wesentlichen Defizite zu beheben. Energetisch müsste das Haus komplett neu aufgestellt werden. Außerdem gibt es in vielen Bauteilen erhebliche Feuchtigkeitsprobleme. „Im Garderoben-Bereich bröckelt der Putz andauernd“, sagt Weiß.
Trotz aller anerkannten Mängel rumort es unverändert in Musiker-Kreisen. Auch im BZA hatte Martin Binder in einem Nebensatz die Bedeutung der Stadthalle für das Konzertleben des Stadtteils angemerkt. Auch in diesem Punkt ist Peter Weiß entspannt: Der Quartettverein „Liederkranz“, der Schützenverein, die Landjugend und alle zwei Jahre der Frauenchor würden die Halle regelmäßig buchen. Vermutlich liegt es auch an dieser Ausnutzung, die dazu führt, dass die Stadt niemanden gefunden hat, der die Halle weiter betreiben möchte. „Alle Gespräche hatten keinen Erfolg. Für die Stadthalle gibt es keine Vermarktungschance“, sagt Stadt-Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach.
Über eine künftige Nutzung des Grundstücks ist noch keine Entscheidung gefallen. Diese dürfe aber nicht auf die lange Bank geschoben werden, mahnte Bürgermeister Stefan Freitag im Bezirksausschuss. Denn: „Neviges kann sich da keine Ruine leisten.“