Schüleraustausch: Begegnungen bei 45 Grad

Beeindruckt und begeistert sind 15 Gymnasiasten vom Besuch in Israel zurückgekehrt. Dort trafen sie Jugendliche der Partnerschule in Be’er Tuvia.

Wülfrath. „Kamele und alles Wüste”, so hatte sich Franziska Bell (19) Israel vorgestellt. Doch sie ist eines Besseren belehrt. Und wie ihr ging es jetzt 15 weiteren Schülern des Gymnasiums, die zum Austauschbesuch nach Be’er Tuvia reisten. „Die Städte sind hochmodern. Wer Israel auf Beduinen und Wüste reduziert, liegt ziemlich falsch”, sagte Schülerin Katharina Schmitt (19). Mit den Religionslehrern Gabriele Commandeur und Klaus-Peter Rex verbrachte die Gruppe acht Tage mit Jugendlichen der Regional-Highschool Be’er Tuvia.

Das Internet-Netzwerk Facebook machte es möglich, dass sich Gastgeber und Gäste schon am Flughafen wiedererkannten. Nach einem entspannten Auftaktabend gab es in den folgenden Tagen reichlich Programm. Die israelischen und deutschen Jugendlichen kletterten gemeinsam durch die Höhlen von Bet Guvrim, erklommen den Fels Masada, wanderten durch Wadi in En Boqeq, besuchten die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und besichtigten Jerusalem, Tel Aviv und Jaffa.

In den Städten konnten sie Sehenswürdigkeiten bewundern und allerlei Märkte besuchen — im Handeln sind sie jetzt Meister, denn feste Preise gibt es dort nicht. Auch der Kamelritt durch die Wüste und die anschließende Übernachtung in Beduinenzelten an der Oase Kfar Nokdim begeisterten die deutschen Jugendlichen. Doch sie stellten auch fest, dass Wüste und Kamele nur einen kleinen Teil von Israel ausmachen.

„Insgesamt ist die Kultur unserer ziemlich ähnlich”, bilanzierte Lasse Krieger (20), der schon zum zweiten Mal mit in den Nahen Osten reiste. „Auch wenn es ein Land mit vielen kulturellen und landschaftlichen Gegensätzen ist.“ Denn in Jerusalem beispielsweise sahen die Wülfrather auch das Araberviertel oder das der sehr frommen orthodoxen Juden.

Frederik Brumm (18) gefielen besonders die israelischen Wörter, die die Jugendlichen während des Austausches gelernt haben. So begrüßten die Deutschen die Israelis jeden Morgen mit „Boker Tov“ (guten Morgen), abends wünschten die Israelis den Deutschen „Gute Nachten”, was immer wieder für Erheiterung sorgte.

Die letzten beiden Tage verbrachten die Deutschen ohne die Israelis im Norden des Landes. Aufgrund der Entfernung übernachteten sie im Kibbuz Maagan. Die Gruppe besichtigte Qumran, die Höhlen von Arbela, Kapernaum, die Künstlerstadt Safed und Haifa. Mit Kayaks ging es außerdem den Jordan hinunter.

„Das Programm war total vollgepackt, das konnte man ja fast schon nicht mehr alles verarbeiten”, sagte Frederik. „Ein Austausch auf kultureller und freundschaftlicher Ebene hat definitiv stattgefunden und hat uns allen echt gut gefallen.”

Auch Lasse war dieser Meinung: „Nach dem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem meinte einer der Israelis zu mir, dass es weh tue zu wissen, dass es Deutsche waren. Aber dass es sich gut anfühle, neben mir als Freund zu stehen.’ Ich freue mich schon, die Israelis bald wieder zu sehen und ihnen Deutschland zeigen zu können.”

Nach der Rückkehr aus dem 45 Grad heißen Israel ins kalte und nasse Deutschland fragte sich Katharina Schmitt (19) allerdings, wie die Gäste wohl auf das Wülfrather Oktoberwetter reagieren werden . . .