Schwere Zeiten für die Jecken
Nur wenn die Technischen Betriebe Lkw für mobile Sperren stellen können, sind die Züge auf Tönisheide und in Velbert-Mitte gesichert.
Neviges. Vorfreude auf den Höhepunkt der Session sieht anders aus: Der Terroranschlag von Berlin, bei dem der islamistische Attentäter am 19. Dezember einen Sattelzug in die Menschenmenge eines Weihnachtsmarktes lenkte und so elf Menschen tötete und weitere 55 schwer verletzte, sorgt wegen verschärfter Sicherheitsauflagen bei den Organisatoren der Karnevalszüge für zusätzliche Anspannung — auch auf Tönisheide und in Velbert.
Damit der 45. Familienumzug am Tulpensonntag, 26. Februar, um 13.11 Uhr durch den Ortsteil beziehungsweise tagsdrauf um 14.11 Uhr der große Rosenmontagszug durch Velbert-Mitte starten können, muss jeweils mit mobilen Barrieren in Form schwerer Lkw die Zufahrt zum närrischen Lindwurm an neuralgischen Kreuzungen blockiert werden. Außerdem sind die Personendaten von den Fahrern in den Zügen für eine Überprüfung in Listen zu erfassen.
„Wir haben zwar mit einem Getränkegroßhändler und einem Spediteur Mitglieder, die uns die geforderten 4,9-Tonner für die von der Polizei ausgemachten vier Gefahrenpunkte zur Verfügung stellen würden, aber bei einem Anschlag erlischt der Versicherungsschutz. Ich wäre persönlich für einen Schaden haftbar. Das geht so nicht“, sagt Carl-Frank Fügler, der 1. Vorsitzende der Tönisheider KG Zylinderköpp.
Diese Einschätzung teilt Michael Schmidt, Zugleiter des Festausschusses Velberter Karneval. „Für den Zug über die Friedrichstraße sind uns am Abend des 12. Januar drei Gefahrenpunkte genannt worden. Die Verantwortung wird vom Innenministerium an Ehrenamtler delegiert. Bei immer mehr Auflagen frage ich mich langsam, ob ich noch der richtige Mann für die Organisation bin“, sagte Schmidt gestern der WZ. Das jecke Spektakel absagen, wie dies am Samstag seitens der Organisatorin für Langenberg entschieden wurde, kam aber für beide Planer bei den monatelangen Vorbereitungen der beteiligten Gesellschaften und Gruppen auch nicht in Betracht. „Ich will mir von meiner Tochter und meinem Sohn nicht einmal sagen lassen müssen, dass ich vor der abstrakten Gefahr eingeknickt bin“, sagt Fügler. Versicherungskaufmann und CDU-Ratsherr Michael Schmidt regte ein Gespräch mit Bürgermeister, Ordnungsamt und Kreispolizeibehörde an. Danach steht fest: Die Stadt bittet ihre Tochter TBV darum, Müll-oder Räumfahrzeuge für die Absicherung, auch der Zugenden, bereitzustellen.
„Wir sind optimistisch, dass das klappt. Aber: Das Logistische müssen die Technischen Betriebe klären“, sagt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. Bei plötzlichem Schnellfall oder Glatteisgefahr könne es sein, dass Lkw und Personal doch für den Winterdienst benötigt werden. Restunsicherheit bezüglich weiterer Zugabsagen bleibt somit. „Ultimo ist für mich am 6. Februar. Nur bis dahin kann ich die georderten Kamelle und den beiden Kapellen noch absagen“, verdeutlicht Carl-Frank Fügler.