Neviges Dom-Konzert: Zwangspause im 43. Jahr

Neviges. · „Die Enttäuschung ist riesengroß“, sagt Chordirektor ICV Manfred Hagling, musikalischer Leiter von Rhythmus-Chor und Rhythmus-Parenten-Chor: Mit dem 15. Oktober als Stichtag hatte man die Entscheidung so lange wie organisatorisch vertretbar offen gehalten, doch insbesondere angesichts der gerade rasant ansteigenden Infektionszahlen haben Vorstände und Beiräte der beiden Chöre nun die Absage des 43. Dom-Konzerts am ersten Advent beschlossen.

Am 1. Advent wird es cornabedingt in diesem Jahr kein Konzert der Hagling-Chöre im Mariendom geben.

Foto: Ulrich Bangert

Unbeirrt und voller Optimismus hatten sich die Ensembles auf die Veranstaltung in der Wallfahrtskirche vorbereitet, nachdem das musikalische Erlebniszentrum an der Tönisheider Straße mit Desinfektionsspendern, Einbahnverkehr und zahlreichen Anweisungen gegen die Pandemie gerüstet war. Geprobt wurde nur in kleinen Gruppen; vor sechs Wochen gab es schließlich eine gemeinsame Ganztagsprobe in der benachbarten Turnhalle, bei der alle „mit Leib und Seele“ – und Turnschuhen – dabei gewesen seien: „Trotz der großen Abstände, die die Sängerinnen und Sänger einhalten mussten, war es eine richtig schöne Probe“, berichtet Hagling.

Für das Programm hatten sich die Ensembles einiges vorgenommen: Unter anderem wurden anlässlich des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven zwei Stücke des Komponisten einstudiert, und Organistin Petra Kubernus wollte das beliebte „Adagio cantabile“ an der Orgel erklingen lassen. Außerdem hatte Hagling geplant, einen weiteren Jubilar zu ehren, der hinter dem Geburtstag Beethovens ein wenig im Schatten steht: Das Wolgalied aus der Operette „Der Zarewitsch“, gesungen von Opern-Tenor Werner Plath, sollte an den 150. Geburtstag des Operettenkomponisten Franz Lehar erinnern. Das falle nun alles Corona zum Opfer: „Uns tut das sehr leid“, bedauert Vorsitzende Brigitte Hagling, die bereits zahlreiche telefonische Kartenanfragen erhalten hatte. „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aber wir haben eine Fürsorgepflicht für unsere Mitglieder wie für unsere Fans.“

Abgesagt sind bereits die beiden größten Nevigeser Martinszüge von KAB und Bürgerverein Tönisheide, und dabei soll es nach Ansicht der Organisatoren auch bleiben. Landtagsabgeordneter Martin Sträßer (CDU) hatte unter dem Tenor „Brauchtum braucht Pflege“ an alle Veranstalter appelliert, ihre Absage zu überdenken und alternative Züge in kleinen Gruppen zu prüfen. Für Berthold Ufermann, Vorsitzender der KAB Neviges, ist das keine Option: „In der Schule werden die Kinder zueinander auf Abstand gehalten, und führen wir sie alle zur Mantelteilung auf dem Domplatz zusammen? Das passt nicht.“ Wie im vergangenen Jahr will die KAB 450 Weckmänner an Kita- und Grundschulkinder verschenken. Die Sonnenschule hat außerdem eine Martinsfeier zum Thema „Teilen“ geplant, für die die KAB jeder Klasse einen über einen Meter großen Weckmann zukommen lassen möchte.

Auch für Monika Hülsiepen, Vorsitzende des Bürgervereins Tönisheide, ist das Thema Martinszug abgehakt: „Die Sorge vor Infektionen war bei Grundschule und Bürgerverein gleichermaßen groß.“ Knackpunkt war auch hier der Platz bei der Mantelteilung. Der Posaunenchor des CVJM hatte zudem bereits abgesagt, weil die Musiker erhebliche Sicherheitsabstände hätten einhalten müssen.

Bürgerverein Tönisheide nimmt Laternen in Augenschein

St. Martin sei aber dennoch präsent: Nachdem der Bürgerverein der Grundschule Tönisheide Bastelmaterial für Laternen gesponsert hatte, wird der Vorstand am 11. November, dem Martinstag, die Klassen an Nevigeser und Kirchstraße aufsuchen, wo die Kinder ihre Laternen präsentieren. Außerdem verschenkt der Bürgerverein in diesem Jahr 225 Weckmänner an die rund 190 Kinder der Grundschule und das Personal: „Auf diesen Tag freuen wir uns schon sehr“, sagt Monika Hülsiepen, die Martin Sträßer gern bei diesem Termin begrüßen würde.