Wülfrath „Gute Chance für die Innenstadt“
Wülfrath · Die Stadt hat Fördermittel beantragt, die es erlauben, Mieten von leerstehenden Läden befristet auf 20 Prozent der ortsüblichen Miete zu reduzieren.
. „Der Besucher der Innenstadt entscheidet, ob das funktionieren wird.“ Wirtschaftsförderer Karsten Niemann und seine Mitstreiterin Anja Haas haben Fördermittel des Landes beantragt, die im Rahmen des „Sofortprogramms zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen 2020“ ausgelobt sind. Es gibt dabei mehrere Förderziele. Wülfrath hat sich für den sogenannten „Verfügungsfonds Anmietung“ entschieden. Zielsetzung ist, der Stadt in einem Zeitraum von zwei Jahren die Möglichkeit zu geben, neue Nutzungen in leerstehenden oder konkret von Leerstand bedrohten Ladenlokalen in den zentralen Lagen der Innenstadt zu etablieren.
„Es geht hierbei nicht um Einzelleerstände, sondern der Antragsteller muss einen Konzentrationsbereich definieren. Wir haben uns für den Bereich Heumarkt bis Ware-Platz entschieden“, erklärt Karsten Niemann. „Die 1-A-Lagen werden bestimmt besser angenommen, als die äußeren Bereiche der Fußgängerzone“ ist sich Anja Haas sicher.
In diesem Bereich gibt es aktuell 14 Ladenlokale, die für die Fördermittel des Landes geeignet wären. „Wir können aber nur 50 Prozent fördern, also maximal sieben Ladenlokale“, sagt Karsten Niemann. Bei Genehmigung der Mittel – die Entscheidung soll Ende dieses Jahres fallen – kann die Stadt die betreffenden Ladenlokale für 70 Prozent der üblichen Miete anmieten und mit zusätzlicher Ermäßigung weiter vermieten. „Interessenten zahlen dann im Zeitraum von zwei Jahren nur 20 Prozent der ortsüblichen Miete von sieben bis acht Euro pro Quadratmeter, das könnte sehr attraktiv sein“, meint der Wirtschaftsförderer. Die Betriebskosten laufen normal weiter. Die Struktur der Ladenlokale ist so, dass 100 Quadratmerter kaum erreicht werden, eher 40 bis 60 Quadratmeter.
Vor der Beantragung der Fördermittel hatten Anja Haas und Karsten Niemann mit den zehn Eigentümern der Immobilien gesprochen, um herauszufinden, ob ihrerseits Interesse besteht. „Die Grundhaltung war bei fast allen, dass es eine sehr gute Idee ist und sie auch ohne Förderprogramm bereit gewesen wären, über die Mieten zu sprechen“, erinnert sich der Wirtschaftsförderer. „Wir brauchen diese Unterstützung natürlich.“
Wer soll Interesse an den eher kleinen Ladenlokalen in der Fußgängerzone haben? „Wir müssen eine Nische finden, es anders machen, als die benachbarten Metropolen Wuppertal und Düsseldorf oder auch das viel größere Velbert“, sagt Karsten Niemann. Ganz oben auf seiner Wunschliste sind Anbieter regionaler Produkte. Das sei ohnehin ein großes Thema mit Blick auf das Neanderland. Aber auch einen Metzger, ein Schuhgeschäft, ein Kindermodeladen kann sich der Wirtschaftsförderer vorstellen, genau wie Start-ups oder Dienstleiter. „Das Förderprogramm ist ein Versuch, die Petrischale. Vielleicht melden sich Anbieter, an die wir noch gar nicht denken“, hofft Karsten Niemann.
Anja Haas nennt einige Gründe, die für den Standort sprechen: „Eine idyllische Innenstadt mit einer guten Mischung aus alt und neu, eine überdurchschnittliche Kaufkraft, eine gute Gastronomie und mehr als 700 kostenfreie Parkplätze.“ Letzteres sei ein Alleinstellungsmerkmal mit Blick auf die benachbarten Kommunen oder Metropolen. Auch die Noch-Initiative und bald Verein „WIR“ sieht die Wirtschaftsförderung auf der Habenseite. Die Wilhelmstraße 189 könne ein großer Frequenzbringer werden.
Insgesamt sieht Karsten Niemann das Förderprogramm als gute Chance für die Innenstadt, versprechen kann er freilich nichts. „Wir können nicht sagen, dass wir eine klassische Fußgängerzone haben werden. Vielleicht stellen wir in zwei Jahren fest, dass vor allem Gastronomie funktioniert.“ Er verspricht sich aber viel von der Perspektivenwerkstatt. Vertreter aus Politik, Stadtverwaltung, Bürger und Experten werden sich regelmäßig austauschen, um Lösungen für Wülfrath zu diskutieren.
Auch mit Blick auf mögliche Interessenten für eines der Landenlokale ist Karsten Niemann realistisch. „Uns wird im Januar nicht die Bude eingerannt. Wir werden eher im Frühjahr oder Sommer wissen, wie dieses Angebot angenommen wird.“
Wer sich näher über das Förderprogramm oder die betreffenden Ladenlokale informieren möchte, kann sich bei der Wirtschaftsförderung unter der Telefonnummer 02058/18 336 melden oder per E-Mail: