Seit 100 Jahren bringt Erbslöh Aluminium in Form

1911 wurde die erste Strangpresse in Betrieb genommen. Das Jubiläum wird am Samstag mit den Mitarbeitern gefeiert, am Freitag gab es ein Symposium.

Neviges. Für Sultan al Sabri war der grau verhangene bergische Himmel am Freitag ein Klimaschock. Der General Manager der Dubai Aluminium Company war aus der Hitze der arabischen Halbinsel ins kühle Velbert gekommen, um als Gastredner einer Firma seine Referenz zu erweisen, die bei der Aluminium-Verarbeitung Pionierarbeit geleistet hat: Erbslöh.

Mit dem Fachsymposium am Freitag, zu dem internationale Referenten und 150 Gäste geladen waren, und dem Fest am Samstag für Mitarbeiter und deren Familien feiert das Unternehmen an der Siebeneicker Straße ein besonderes Jubiläum.

Vor genau 100 Jahren wurde bei Erbslöh — damals noch in Wuppertal — die erste wasserhydraulisch betriebene Strangpresse in Betrieb genommen. Die Monsterpresse fertigte mit der gewaltigen Presskraft von 1000 Tonnen Aluminiumprofile — und legte den Grundstein für den Firmenerfolg. Bis heute ist das Strangpressen die Kerntechnologie von Erbslöh geblieben.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte Erbslöh noch ein ganz anderes Portfolio. Das Unternehmen fertigte plattierte Bleche für Schmuck, Knöpfe und Gürtelschnallen. Doch dann machte der Siegeszug des Aluminiums eine Neuausrichtung der Firma erforderlich. Die Nachfrage nach den Dekoblechen brach ein, der Bedarf an Alu-Walzblechen wuchs rapide. Die steigende Elektrifizierung im Verkehrsbereich trieb nicht nur Verbrauch von Kupfer, sondern auch dessen Preis in die Höhe, so dass die Industrie bald nach Ersatzmaterialien suchte — und Aluminium fand. Bald schon begann Erbslöh mit der Herstellung von Alu-Drähten, dann von Stromabnehmern. Man experimentierte mit neuen, festeren Legierungen und entwickelte Spezialwalzen, um Walzbleche statt zu Drähten zu Profilen walzen zu können: Das erste Erbslöh-Profil war geschaffen.

Wegen der stark steigenden Nachfrage musste die Firma erweitern und entwickelte neue Anlagen: eine große Bandwalzanlage, eine Strangpressanlage und eine 850-PS-Dampfmaschine. Nach einjähriger Planung und Bauzeit wurde 1911 die 1000-Tonnen-Strangpresse in Betrieb genommen. Drei Jahre später wurde die Gießkapazität erweitert, um die Eigenversorgung sicherzustellen.

Die aufkommende Automobilproduktion in den frühen 1920er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts bescherte Erbslöh einen neuen Wachstumsmarkt. Wurden zuvor dekorative Bleche für Kutschen gefertigt, produzierte man jetzt Fensterrahmen, Regen- und Zierleisten, Trittschienen und Frontbügel. Mitte der 1950er-Jahre verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Neviges. Und auch heute ist Erbslöh im Autobau nicht wegzudenken: Mit einer der weltweit leistungsstärksten Strangpressen werden beispielsweise Wärmetauscher für Klimaanlagen oder hochwertige Designelemente produziert.