Seit 40 Jahren fest im Sattel
Porträt: „Die Firma hat mich geprägt“, sagt Spediteur Karl-Heinz Dorst (60).
Tiefenbroich. Karl Heinz Dorst hat ein Zuhause in Homberg. Ein kleines Häuschen, mit Garten, im Süden des Stadtteils. Da fühlt er sich wohl. Doch der 60-jährige Ratinger Unternehmer hat auch noch ein zweites Zuhause. Das steht in Tiefenbroich, gleich am Rande der Autobahn.
Von der Sohlstättenstraße aus ist es nicht gleich zu sehen. Gleich daneben donnern die Autos in Hochgeschwindigkeit vorbei. Es ist ein Bürogebäude, in dem Schreibtische und Computer, Aktenordner und Büroschränke stehen. Ein Arbeitsplatz also. Aber kann man den ernsthaft begeistert als sein zweites Zuhause bezeichnen?
Man kann! Wenn man so sehr für seine Arbeit lebt wie Karl-Heinz Dorst. Der 60-Jährige ist selbstständiger Speditionsunternehmer in Tiefenbroich. Dort ist sein Firmengelände. Und dort verbringt er viel Zeit. "Ich bin auch schon mal samstags und sonntags hier", sagt er. "Da ist es so schön ruhig, und man kann in Ruhe viel schaffen."
Und wirklich, beim Blick hinter die Kulissen der Firma fällt auf: So ganz rein nach Arbeit sieht es hier nicht aus. In den Schränken finden sich Familienfotoalben ebenso wie Firmenchroniken. Neben Firmenanhängern stehen Fahrräder. Und in irgendeinem Nebenraum liegt ein Fußball. "Die Firma hat mich einfach am meisten geprägt. Und deswegen macht dieser Ort hier für mich Ratingen aus."
Seit 40 Jahren ist Dorst sein eigener Chef. Als 20-jähriger Kaufmann saß er bereits auf dem Chefsessel an der Sohlstättenstraße. Sein Großvater, der die familieneigene Spedition 1936 gegründet hatte, war erkrankt. Ein Nachfolger wurde gesucht. "Ich hatte die Ausbildung - und musste ran", erinnert er sich. "Und ich bin an der Aufgabe gewachsen."
Unter seiner Führung ging es in der Firma bergauf. Immerhin hatte "Kalla", wie ihn seine Freunde nennen, in einer internationalen Spedition gelernt. So machte er den Familienbetrieb fit für Europa. In Spitzenzeiten waren 15 blaue Dorst-Lkw in ganz Europa unterwegs. Und er hatte Niederlassungen in Leipzig und Frankfurt. Inzwischen hat der Betrieb sich spezialisiert - auf das Management von Logistikprozessen. Er organisiert die An- und Ablieferung für einen großen Elektrokonzern.
Doch Beruf hin oder her - der Name Dorst ist und bleibt vor allem mit einer Sache verbunden: mit dem Ratinger Fußball. Der Unternehmer spielte zu Zeiten Toni Tureks in der ersten Mannschaft von 04/19. Später kickte er bei Rot Weiß Lintorf. Und noch heute würde er gerne vor den Ball treten. Allein eine Knieverletzung hindert ihn daran.
"Dafür habe ich mir eine andere Sportart gesucht", sagt er. Noch dazu eine, die sich prima in den Alltag integrieren lässt. Dorst ist begeisterter Radfahrer. Es gibt Tage, da lässt er nach Feierabend sein Auto stehen und nimmt den Drahtesel für den Weg nach Hause. Ausgedehnte Radtouren nach Düsseldorf und Duisburg stehen sowieso auf dem Programm.
Vita Karl-Heinz Dorst wurde 1947 in Ratingen geboren. Er besuchte die Volksschule und die Handelsschule und machte bei der Düsseldorfer Spedition Lassen eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. 1967 übernahm der die Leitung der familieneigenen Spedition.
Passion In seiner Freizeit hatte Karl-Heinz Dorst sich immer dem Sport verschrieben. So spielte er bei 04/19 und Rot Weiß Lintorf. Heute ist er viel und gerne mit dem Rad unterwegs. Er engagiert sich als Sponsor für verschiedene Jugendmannschaften und Vereine in der ganzen Stadt. In der Session 2005/2006 waren er und Gattin Wilma das Ratinger Prinzenpaar.