So lassen sich Unfälle beim Grillen vermeiden
Dr. Katja Schwarzkopf vom Klinikum Niederberg gibt Tipps, was im Ernstfall zu tun ist.
Velbert. Sommer, Sonne, Sonnenschein — endlich haben die warmen Temperaturen auch das Niederbergische erreicht. Damit ist es Zeit, um lange Grillabende zu planen. Katja Schwarzkopf, Notfallmedizinerin und kommissarische Leiterin der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am Klinikum Niederberg, gibt Tipps, wie bei der nächsten Grillfeier keine Unfälle passieren.
Zum Anzünden eines Grillfeuers oder um das Feuer schneller in Gang zu bringen, sollte niemals Brandbeschleuniger wie Spiritus verwendet werden. „Gefährliche Verpuffungen mit meterhohen Flammenwänden oder Rückzündungen sind die Folge, wenn diese und andere Brandbeschleuniger auf zu langsam brennende Grillholzkohle gegossen werden — mit verhängnisvollen Folgen für alle umstehenden Personen“, warnt Katja Schwarzkopf.
Jedes Jahr werden in ihrer Notaufnahme Erwachsene und Kinder mit Verbrennungen und Verbrühungen behandelt, einige von ihnen müssen auch stationär versorgt werden. Vor allem Jugendliche seien häufig sehr unvorsichtig im Umgang mit dem Grill, weiß die Medizinerin. Aber auch vermehrter Alkoholkonsum könne dazu führen, dass der Grillabend zum medizinischen Notfall wird. Heiße Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Öle, schädigen ab 52 Grad Celsius die Haut. „Die Belastung durch Angst und Schmerz bei Verbrennungen ist enorm, denn die meisten Patienten erleben den Unfall bei vollem Bewusstsein. Der Schweregrad der Verbrennung hängt von der Größe der betroffenen Körperoberfläche und der Tiefe der Verbrennung ab“, sagt Schwarzkopf.
Es werden vier Verbrennungsgrade unterteilt. Die Verbrennung ersten Grades beginnt mit einer Rötung und Schwellung wie bei einem Sonnenbrand. Ab dem Grad 2b sind Nervenenden mitbetroffen, und paradoxerweise ist trotz der Schwere kein Schmerzgefühl an der Wundfläche vorhanden. Ab diesem Schweregrad ist eine Wundheilung nur mit Narbenbildung möglich. Die psychische Belastung, mit den Narben leben zu müssen, hält unter Umständen ein Leben lang an.
„Ein Grillunfall mit Brandbeschleunigern ist zu 100 Prozent vermeidbar“, betont Katja Schwarzkopf. Grillgeräte sollten kippsicher im Windschatten und in sicherer Entfernung von brennbaren Materialien aufgestellt werden. Nur feste Grillanzünder aus dem Fachhandel sollten verwandt werden. Den Grill dürfe man nicht unbeaufsichtigt lassen, schon gar nicht von Kindern bedienen lassen. Letztere dürften auch nicht in Reichweite der Glut spielen. Das Grillfeuer und die Glut müssen nach dem Grillen vollständig gelöscht oder ausgekühlt sein. Ein Kübel mit Sand, ein Feuerlöscher oder eine Löschdecke sollte bereitgehalten werden. Brennendes Fett ist niemals mit Wasser, sondern nur durch Abdecken zu löschen. Natürlich darf der Grill niemals zum Auskühlen in die Wohnung gestellt werden — es besteht Vergiftungsgefahr.
„Und wenn doch etwas passiert, ist es wichtig auf die Eigensicherung zu achten und bei brennenden Personen die Flammen mit Wasser, Feuerlöscher, Löschdecke oder durch Ausrollen der Person zu ersticken. Rufen sie den Rettungsdienst unter der 112. Die betroffenen Kleidungsstücke und Schmuck müssen entfernt werden“, rät Katja Schwarzkopf. Zur Schmerzbekämpfung sollte mit etwa 20 Grad kaltem Leitungswasser gekühlt werden. Dabei ist zu beachten, dass es bei einer Kühlung von großflächigen Wunden zu einer Unterkühlung kommen kann. Bei Kindern ist diese Gefahr besonders groß. Hier soll eine Kühlung nur im Bereich der Extremitäten, bei mehreren Arealen gegebenenfalls abwechselnd, erfolgen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin. HBA