Wülfrath So schützt man sich vor Anruf-Betrügern
Wülfrath · Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand gab bei der Senioren-Union einen tiefen Einblick in die infamen Tricks der Täter und erklärte, wie man sich verhalten soll.
. Enkeltrick und „falsche Polizisten“ waren das Thema des jüngsten Stammtisches der Senioren-Union in der Gaststätte „Zum alten Rathaus“. Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand war als Referent gekommen – und bot den Anwesenden einen umfassenden Einblick in die infamen Tricks der Täter. Natürlich gab er auch Tipps, wie man die „hervorragend ausgebildeten Straftäter“ ins Leere laufen lassen kann. Dass diese Prävention dringend notwendig ist, zeigt, dass die Kreispolizeibehörde alleine Anfang dieses Jahres rund 500 Anrufe dieser Art registriert hat.
„Falsche Polizisten“ rufen an und behaupten laut dem Kriminalhauptkommissar, dass in der Nähe Einbrecher verhaftet wurden, aber deren Komplizen noch auf der Flucht seien. Bei den Festgenommenen habe die Polizei auf einem Zettel die Adresse des Angerufenen gefunden. Unter dem Vorwand, die Wertsachen in Sicherheit zu bringen, soll dann die Übergabe von Bargeld und Wertsachen „an die Polizei“ vereinbart werden. „Geben Sie am Telefon niemals Auskünfte über Ihre Vermögensverhältnisse oder sensible Daten“, warnte der echte Polizist. Die Zuhörer nickten zustimmend, waren aber durch die Bank der Meinung, dass ihnen so etwas nicht passieren kann. Das änderte sich allerdings, als Bernd Hildebrand ein nachgestelltes Telefonat vorspielte. Das Repertoire des Täters reichte von Angst machen, Vertrauen aufbauen bis hin zur Absprache der Geldübergabe. Am Beginn des Telefonats war der Täter sehr überzeugend, man konnte durchaus den Eindruck gewinnen, mit der Polizei zu sprechen. Erst als dieser das Thema Geld und Wertsachen ansprach, sollten sofort die Alarmglocken läuten. „Auflegen und die 110 anrufen“, lautet der dringende Rat von Bernd Hildebrand. Die Täter sitzen meist in Call-Centern im Ausland.
„Ruft Sie die Polizei unter der Notrufnummer 110 an?“ Diese Frage von Bernd Hildebrand konnte von den Anwesenden nicht eindeutig beantwortet werden. Einige grübelten, ob dies sein kann. Fast alle haben Telefone mit Displays, die eingehende Rufnummern anzeigen. „Auf keinen Fall“, lautete die Antwort des Referenten. „Die Polizei ruft niemals unter dieser Nummer an. Es sind immer Straftäter, die Sie anrufen“, sagte er eindringlich. Wenn sich jemand am Telefon als Polizist ausgibt, sollte der Angerufene sich dessen Namen nennen lassen und selbst die 110 anrufen. Auf keinen Fall weiter verbinden lassen. Die Täter wenden einen Trick an und stellen dann zu einem Komplizen durch.
Der Enkeltrick beginnt nach Erfahrungen der Polizei oftmals mit dem Satz „rate mal, wer dran ist“. Diese Frage sollte man, gerade wenn die Stimme nicht vertraut ist, keinesfalls am Telefon beantworten. Ziel sind immer ältere Mitbürger. „Namen sind für sie leicht herauszufinden, etwa über das Telefonbuch oder das Kirchenblättchen“, sagte Bernd Hildebrand. Zudem deuten bestimmte Vornamen auf das Alter hin, weil sie nicht mehr so geläufig sind, Irmgard oder Edeltraud etwa, so der Polizist. Täter spähen Daten auch durch Beobachtung aus. „Wer weiß schon, wer neben einem ist, wenn man zum Beispiel im Wartezimmer eines Arztes sitzt?“, fragte der Polizeihauptkommissar rhetorisch in die Runde. Auch eine geschickte Gesprächsführung kann es den Tätern ermöglichen, weitere Informationen zu bekommen.
„Auch beim Enkeltrick wird mit den Gefühlen der Angerufenen gespielt“, weiß Bernd Hildebrand. Entweder wird flehendlich um Geld gebeten oder auch Druck gemacht im Sinne von „wenn Du mir jetzt nicht hilfst, breche ich den Kontakt ab“. Dies kann die Senioren verunsichern. Aber: „Wer wird schon am Telefon von Verwandten um Geld gebeten?“, lautete eine weitere Frage von Bernd Hildebrand. Wer meint, vielleicht doch einen Angehörigen am Telefon zu haben, kann entweder das Gespräch beenden und die bekannte Nummer des Enkels anwählen, oder Fragen stellen, die nur ein echter Enkel beantworten kann. Etwa wann dessen Mutter geboren ist. Leicht am Telefon als Betrüger zu entlarven sind die Täter, weil sie niemals selbst das gewünschte Geld abholen. „Es ist immer ein bester Freund oder eine beste Freundin im Spiel“, erklärte Bernd Hildebrand.
Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand rät dringend, jeden Betrugsversuch bei der Polizei anzuzeigen. Die Täter werden zwar selten gefasst, dennoch nützt jede Anzeige. „Wenn wir nicht von den 500 Fällen am Jahresanfang erfahren hätten, hätten wir nicht so viele Maßnahmen eingeleitet, um die Menschen im gesamten Kreis Mettmann zu sensibilisieren.“