Spenden gegen bitterste Armut
Bald werden Hilfsgüter für Satu Mare in Rumänien angenommen. Dort reicht das Geld nicht für das Notwendigste zum Leben.
Neviges. Am Anfang stand eine „Schuhkartonaktion“ zu St. Martin in der katholischen Grundschule: Kinder packten kleine Pakete mit Spielzeug, Süßigkeiten, oder Malstiften für ihre Altersgenossen im rumänischen Satu Mare. Inzwischen füllen die Hilfsgüter, die jeden November den Weg von Neviges zum Balkan antreten, zwei Lastzüge.
Monika Schlinghoff hatte seinerzeit den Kontakt zur Rumänien-Hilfe Oldenburg-Rastede hergestellt, die eng mit der Caritas in Satu Mare zusammenarbeitet: „Sie brauchen einen Partner vor Ort, sonst laufen solche Aktionen nicht“, sagt die Nevigeserin, die die Unterstützung aus dem Wallfahrtsort seit fast zwei Jahrzehnten organisiert.
Die Stadt in der Grenzregion zu Ungarn und Ukraine hatte Schlinghoff nie selbst besucht, und als kürzlich die Einladung zum 25-jährigen Bestehen der Caritas Satu Mare kam, habe sie lange mit sich gerungen: „Mir geht dieses Elend sehr nah.“
Die bittere Armut, die ihr bei dem viertägigen Besuch anlässlich des Jubiläums begegnete, sei indessen unvorstellbar und schlimmer, als sie sich habe vorstellen können, berichtete die Nevigeserin jetzt nach ihrer Rückkehr. Häuser und Straßen, die den Namen nicht verdienten, Pferdefuhrwerke mit Holzreifen wie aus einer anderen Zeit ließen schon auf den ersten Kilometern die Lage im Land erahnen.
Die Einrichtungen der Caritas, dank der Unterstützung ausländischer Stiftungen und Spenden in einem ansehnlichen Zustand, kämpfen dennoch täglich mit den Auswirkungen der Armut: „Essen oder Heizen — im Altenclub müssen sich die Senioren im Winter täglich neu entscheiden, weil das Geld für beides nicht reicht.“ Schlinghoff hatte dem Club einen ganzen Koffer voller Wolle und Stricknadeln mitgebracht, leitete die Senioren an, Schals, Socken und Mützen selbst zu stricken.
Als besonders erschütternd empfand Monika Schlinghoff den Besuch in einem heilpädagogischen Zentrum der Caritas für Schwerbehinderte. „Eine junge Frau hat mich immer wieder mit ‚Mama’ angesprochen.“ Mitarbeiter erzählten, das Mädchen habe bei der ersten Begegnung weder sitzen noch sprechen noch selbst essen können. Der Hintergrund: „Für ein behindertes Kind erhalten Familien staatliche Unterstützung, die ihnen hilft zu überleben.“ Das Interesse, ihr Kind zu fördern, sei daher gleich null.
Indirekt wirke sich inzwischen auch die Flüchtlingswelle nach Europa aus: „Die Spenden sind allein im September um rund die Hälfte zurückgegangen“, sagte Schlinghoff. Die Nevigeserin hofft für die Sammelaktion im November auf die Unterstützung der Nevigeser: „Wir dürfen die Menschen in Rumänien nicht vergessen!“