Startschuss für die Stadtlotsen
Rund 20 Bürger formen ein Netzwerk, um Flüchtlingen im Alltag zu helfen. Der erste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten.
Wülfrath. Was kann ich tun? Wann geht es los? Wie kommen wir an die Flüchtlinge? Bei dem Gründungstreffen der Stadtlotsen zeigte sich der Großteil der rund 20 ehrenamtlichen Bürger, die ins Café International an der Kastanienallee gekommen waren, voller Tatendrang. Dabei hatte die erste große Aufgabe der Gruppe noch gar nichts mit Flüchtlingen zu tun: Die Lotsen mussten sich organisieren.
Hilfestellung gaben Renate Zanjani von der Bergischen Diakonie Aprath (BDA), die bereits in Velbert und Heiligenhaus Stadtlotsen bei ihrer Gründung unterstützt hat, sowie Mitinitiator Pfarrer Thomas Rehrmann von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde.
„Am Anfang muss man etwas Geduld haben“, berichtete Zanjani der Gruppe. In Velbert habe es seine Zeit gedauert, bis sich das Angebot in den Unterkünften herumgesprochen hatte. Da haben die Wülfrather den Nachbarn gegenüber jedoch einen Vorteil. „Als erste Grundstruktur ist ja das Café da“, so Rehrmann. Jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr ist die einfache Kontaktaufnahme in den Räumen an der Kastanienallee möglich.
Darüber hinaus sollen die Anfragen aus den Reihen der Flüchtlinge über Helfer kommen, die bereits in den Unterkünften bekannt sind. Die Unterstützung kann unterschiedliche Formen haben: von der Umzugshilfe über die Begleitung zu Ärzten und Behörden bis hin zum gemeinsamen Lernen und Spielen. Matthias Tertel von der BDA hatte bereits den ersten Hilferuf mitgebracht: „Wir brauchen Unterstützung.“ Die BDA betreut eine Familie aus dem Kongo, deren Bedürfnisse ein paar zusätzliche Helferhände erfordern. Die ersten Freiwilligen signalisierten bereits: Das machen wir!
In Zukunft organisieren sich die Stadtlotsen dann über einen Mailverteiler. Dieter Neuhäuser (68) hob die Hand, er wird Angebot und Nachfrage für die Gruppe managen. Es ist seine erste Berührung mit dem handfesten sozialen Engagement. „Mich verfolgt das Thema Flüchtlinge schon seit langer Zeit. Jetzt dachte ich: Es langt nicht zu reden, du musst auch handeln“, erzählte er. Deshalb entschied sich der gelernte Maschinenbauingenieur dafür, Stadtteillotse zu werden. „Ich will ein Zeichen setzen, gegen den dumpfen Widerstand, der sich jetzt regt.“
Mails, Listen, Besprechungstermine — das entsprach so gar nicht den Erwartungen einiger Bürger, die am liebsten auf der Stelle losgelegt hätten. SPD-Fraktionsvorsitzender Manfred Hoffmann, der das Projekt als Mitglied der Kirchengemeinde unterstützt, findet es aber besonders wichtig, da etwas zu bremsen: „Integration ist ein langer Prozess. Wir müssen eine Struktur aufbauen, die über längere Zeit trägt.“ Einfach schnell irgendetwas machen — da verpuffe die Energie zu leicht.