„Steine klopfen hat tatsächlich etwas Meditatives“
Beim Bildhauerworkshop am Zeittunnel versuchten sich die Teilnehmer an der Bearbeitung von Stein oder Holz.
Wülfrath. Ganz vorsichtig und hochkonzentriert trägt Kursteilnehmerin Renate mit Hammer und Spitzeisen die oberste Schicht ihres Steines ab. „Wir nennen diesen ersten Vorgang in der Steinbearbeitung schälen“, sagt Kursleiter Michael Sawatzki. „Bei manchen Steinen wachsen schon mal Algen und Dreck in die äußere Schicht, so wie bei Renates Stein, und die müssen dann erst einmal sorgfältig entfernt werden, das nimmt schon einige Stunden in Anspruch.“
Bei der Auswahl des geeigneten Steins zu Beginn des Workshops war Renate direkt dieser gräuliche Ibbenbührener Kalkstein ins Auge gesprungen. „Ich hatte mir vorgenommen, eine Vogeltränke zu gestalten, und die Form des Steines bietet sich dazu bestmöglich an“, sagt die Wülfratherin, die bereits im vergangenen Jahr an dem Bildhauerworkshop am Zeittunnel teilgenommen hatte.
Gundula dagegen ist zum ersten Mal dabei. Die 15-Jährige steht, wie auch die anderen Teilnehmer, an einem der hohen Holztische und meißelt in ihren darauf liegenden sandfarbenen Münsteraner Kalkstein grob eine Nase. „Ich habe eigentlich so gar keine Idee gehabt, was ich genau machen möchte. Erst als ich diesen Stein sah dachte ich mir, dass er sich ziemlich gut für ein Gesicht eignet“, sagt die Schülerin, die durch ihre Liebe zu Tonarbeiten auf die Idee gekommen war, sich auch einmal in der Bildhauerei zu versuchen. Ihre Augen lachen unter der großen Schutzbrille. „Das macht echt viel Spaß, ist aber auch ziemlich anstrengend.“ Michael Sawatzki schaut kurz interessiert vorbei. „Das sieht schon richtig gut aus“, lobt der erfahrene Bildhauer.
Der Workshop findet unter freiem Himmel statt, auf der kleinen Bühne am Zeittunnel. Die Überdachung sorgt für Schatten, es geht ein leichter Wind, die Temperaturen sind angenehm, es ist ruhig, das rhythmische Klopfen entspannt. Einige Besucher beobachten aus der Entfernung das Geschehen, andere treten näher, interessieren sich gezielt für die Bildhauerkunst.
„Im vergangenen Jahr haben wir auf diesem Weg zwei weitere Teilnehmerinnen gewonnen, die spontan Lust hatten, mitzumachen“, erinnert sich Sunci Matijanic. Sie ist Leiterin des offenen Ateliers der bergischen Diakonie, das seit vielen Jahren nun dieses Angebot in Kooperation mit dem Zeittunnel und dem Freundeskreis des Ateliers auf die Beine stellt. „Bildhauerei bieten wir wöchentlich bei uns im Atelier an“, erzählt Sunici Matijanic, die sich heute an einem schweren Marmorstein ausprobiert, „das Besondere daran ist die ruhige Form des Arbeitens. Man ist ganz bei sich, konzentriert sich auf das eigene Klopfen, das hat tatsächlich etwas Meditatives“.
bergische-diakonie.de