Streit um Elsbeeker Straße: „Haltestelle braucht keiner“
Dass die Linie 647 bald über die Elsbeeker Straße fährt, ärgert die Anwohner
Velbert. Manfred Hagling kann es nicht fassen. Die Buslinie 647 fährt in Zukunft von Wuppertal bis zum S-Bahnhof Rosenhügel in Neviges — und macht dabei einen Schlenker über die Elsbeeker Straße in der er wohnt. „Wir Anlieger werden auf die Barrikaden gehen“, prophezeit er angesichts der Neuerung, die der Rat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat, um eine bessere Anbindung des Bahnhofs zu gewährleisten.
Seit Jahren ist die Elsbeeker Straße als Linienweg für die 647 im Gespräch. Eine Bürgerinitiative, der auch Hagling angehört, hatte sich gebildet und gegen den Busbetrieb vor der eigenen Haustür gekämpft. Hagling ärgert sich: „Das ist eine Anliegerstraße, hier können sich doch keine zwei Busse begegnen.“
Jochen Bellingkrodt, Geschäftsführer der VGV, ist da wenig besorgt: „Die Befahrbarkeit für Busse ist vor Jahren schon von WSW-Mobil geprüft worden. Es gibt dort keine Probleme.“
Für die Mehrheit der politischen Vertreter im Rat wog der Nutzen der Bahnhofsanbindung höher als die Unannehmlichkeiten für die unmittelbar Betroffenen. „Dass die Anwohner nicht begeistert sind, ist klar. 100 Prozent kann man nie zufrieden stellen“, sagt Hans Küppers (CDU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Velbert-Mitte. Es sei eine Entscheidung für Menschen, die Bus fahren. Nicht für Autofahrer.
Die Anwohner an der Elsbeeker Straße passen wohl eher in letztere Kategorie. Dass jetzt auch eine neue Haltestelle auf der Anliegerstraße entstehen soll, findet Hagling sinnlos. „Die benötigt hier keiner“, sagt er.
Die Erfahrungen, die der Bürgerbusverein an der Elsbeeker Straße gemacht hat, geben ihm Recht. „Es hat sich für uns einfach nicht gelohnt, dort zu halten“, berichtet der zweite Vorsitzende Bernd Quidenus.
Doch die Haltestelle wird kommen. „Eine Bucht werden wir aber nicht bauen“, sagt Bellingkrodt. Ein Wartehäuschen werde je nach Bedarf eingerichtet. Ob durch die Maßnahme Parkplätze wegfallen, ist noch unklar.
Für die VGV bedeutet die Verlängerung der Linie 647 Mehrkosten in Höhe von rund 20 000 Euro. Diese werden an der eigentlichen Ersparnis von 100 000 Euro fressen, die sich die Stadt durch die ÖPNV-Umstellung ausgerechnet hat. Wie viel an Mehrbelastung bei der Stadt ankommt, das sei kompliziert zu berechnen, erklärt Bellingkrodt. Da müssten dann unter anderem die Mehreinnahmen durch die neue Fahrtstrecke und die Landesmittel miteinkalkuliert werden.
Die Fraktionen entschieden sich — mit Ausnahme von Grünen und UVB — trotzdem für die Verlängerung des Linienweges. Manfred Hagling, dessen Frau Brigitte für die UVB im Rat sitzt, war von der Entwicklung überrascht worden: „Das war doch eigentlich vom Tisch und jetzt hat sich die Sache plötzlich gedreht.“