TBV-Chef Güther: „Endlich mal wieder Indianer statt Häuptling“

Nach 36 Jahren im Dienste der Stadt geht das Oberhaupt der Technischen Betriebe in den Ruhestand.

TBV-Chef Güther: „Endlich mal wieder Indianer statt Häuptling“
Foto: Simone Bahrmann

Velbert. Ralph Güther ist auf der Zielgeraden. Nach 36 Jahren im Dienste der Stadt Velbert und zehn Jahren als Chef der Technischen Betriebe Velbert (TBV) ist am Freitag sein letzter Arbeitstag. Zum 1. Januar 2016 übernimmt offiziell sein Stellvertreter Sven Lindemann das Zepter. In dieser Übergangsphase zwischen Arbeit und Pension geht der 63-Jährige in sich: „Ich fühle schon auch eine Last abfallen, schließlich hatte ich immer Verantwortung.“

Nichtsdestotrotz sei er immer gerne zur Arbeit gegangen, gerade bei den TBV habe er einen äußerst abwechslungsreichen Job gehabt — aber: „Ich will jetzt endlich mal wieder Indianer sein, statt immer nur Häuptling.“

Dass die Häuptlingszeit jedoch viele Höhepunkte hatte, zeigt Ralph Güthers Rückblick auf die größten Errungenschaften bei denen er und sein Team die Finger im Spiel hatten. Da nennt er etwa den Neubau des TBV-Verwaltungsgebäudes am Lindenkamp oder die Umgestaltung des Herminghausparks. Doch ganz oben auf seiner Liste steht das Projekt S9-Bahnanbindung, das er 2003 als Baudezernent begleitete. „Da hatten wir damals schon das Gefühl, zum Durchbruch entscheidend beigetragen zu haben“, erinnert sich Güther.

Mit dem jetzigen Abstand sieht der TBV-Chef auch klar, was aus heutiger Sicht nicht so gut gelaufen ist. Sofort fällt ihm da der Millionendeal zum ehemaligen Militärstützpunkt Gut Pollen ein, der nie zustande gekommen ist. „Ich bereue, dass ich da nicht entscheidungsfreudiger war“, sagt er. Möglich wäre dort landwirtschaftlicher Anbau mit dem Hinblick auf regenerative Energien gewesen, vielleicht in Verbindung mit einem Freizeitkonzept. Chance vertan.

Schade findet er auch, dass die Stadt es nie geschafft hat, um die Jahrtausendwende am Nevigeser S-Bahnhof so etwas wie eine neue Mitte für den Stadtteil aufzubauen. Noch heute findet er: „In Neviges müssen wir einfach etwas machen. Wenn dort einmal ein Dominostein fällt, dann fallen gleich ganz viele.“

Mit Fehlern versuchte Güther immer offensiv umzugehen. „Kritik gerne, dann aber face to face“, sagt der studierte Vermessungsingenieur. Aktuelles Beispiel ist die Ärgerbaustelle Donnenberger Straße in Neviges, wo im Nachhinein die Bauzeit für die Anwohner auf ein erträgliches Maß heruntergedreht werden konnte. „Ja, das haben wir erst falsch eingeschätzt.“

In Zukunft gibt es für den Pensionär dann vielleicht höchstens noch Kritik für seinen Fahrstil, denn Güther hat eine ganz besondere Idee für seinen Ruhestand: den Einstieg beim Bürgerbusverein in Langenberg. „Aber nicht im Vorstand oder so etwas. Nein, als Fahrer“, sagt der TBV-Chef und lächelt. Jetzt ist eben alles möglich.